Bitte abschalten: Das Atomkraftwerk in Neckarwestheim

43,1 km ist laut Google Maps Neckarwestheim von Stuttgart entfernt, und dort steht obiges schön anzusehende Kernkraftwerk, Baujahr 1972 bzw. in Betrieb seit 1976. Also so lange wie ich.

Eigentlich hätte Anfang diesen Jahres Block 1 des Kraftwerks altersbedingt vom Netz gehen müssen, die Laufzeit wurde aber von der aktuellen Bundesregierung großzügig verlängert, bis 2019. Man hatte wohl sicherheitstechnisch keine Bedenken, auch wenn 2009 ein anerkanntes Gutachten gezeigt hat, dass die Reaktorgebäude zum Beispiel einem Aufprall eines Verkehrsflugzeuges nicht standhalten würden.

Jetzt drohen aber gerade in Japan gleich mehrere Kernkraftwerke, salopp gesagt, in die Luft zu gehen, und so wurde vor zwei Tagen von der Bundesregierung nicht nur ein Moratorium zur dreimonatigen Aussetzung der Laufzeitverlängerung beschlossen, gestern wurde schließlich entschieden, Block 1 in Neckarwestheim endgültig stillzulegen.

Die Fragen, die sich jetzt stellen, sind natürlich: Sind die Kernkraftwerke plötzlich nicht mehr sicher? Weil eine akute Bedrohung wie in Japan durch Erdbeben und Tsunami gibt es ja momentan nicht. Oder waren sie schon immer unsicher? Warum wurde dann die Laufzeit verlängert?

Unser Landesvater Mappus schafft es in folgendem Interview im heute Journal – live aus Gaildorf – gerade noch, einen angemessen betroffenen Tonfall anzuschlagen (sein Auftritt wird in diesem Artikel ganz interessant erörtert) und argumentiert dabei schön drei Mal im Kreis herum (Klick aufs Bild, ab Min. 17):

Ergebnisoffen diskutieren, aha, aber bitte dann die Möglichkeiten realistisch prüfen, aha. Aber bitte erst nach der Landtagswahl.

Welche durchaus realistischen Möglichkeiten es gibt zeigt zum Beispiel dieser Bericht vom SWR – Ökostrom aus Norwegen. Das Land gewinnt 98% seines Stroms aus Wasserkraft und kann deshalb sogar guten Gewissens seine Autobahnen beleuchten. Und hat so viel Strom übrig, dass es ihn exportieren kann und theoretisch 60 (!) europäische Kernkraftwerke überflüssig machen könnte. Nur mal als Beispiel.

Ach ja, warum Mappus ergebnisoffen diskutieren will ist ja auch kein Geheimnis – schließlich hat er am Parlament vorbei eingefädelt, dass Baden-Württemberg fast die Hälfte der EnBW, Betreiber von Neckarwestheim, kauft. Gewinnbringer: Block 1 (ZDF Frontal-Bericht bei Klick aufs Bild).

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96 Comments

  1. says: Tobi Tobsen

    sorry, aber sind wir doch mal ehrlich. die sind doch alle gleich – erst große versprechungen machen und dann nichts halten – egal wer es ist. ob grün, gelb, schwarz, rot, links, rechts…

    politiker sind – um es knall hart zu sagen – spacken, die zu dumm für die industrie/wirtschaft sind und uns jetzt mit ihrem gefährlichen halbwissen versuchen zu regieren.

  2. says: Oskar

    Das letzte Bild im Artikel zeigt den Block II der der 1989 ans Netz ging…das zweitletzte Kraftwerk, dass in Deutschland in Betrieb genommen wurde.

  3. says: Bernd

    Schön, dass die Anti-Atom-Protestbewegung durch den Unfall Auftrieb bekommt. Schade aber, dass viele auf die Politik zeigen und großteils zu Hause den günstigsten Stromtarif haben, der ,ups, natürlich extrem grün ist… Wer wirklich etwas ändern will macht selber Politik, muss bereit sein dafür mehr zu zahlen und entsprechend den Anbieter auszuwählen. Dann gibt es keinen Grund mehr AKWs zu betreiben.

  4. says: MCBuhl

    Die Entfernung des KKW Neckarwestheim mag auf der Straße knapp 40 km sein (je nachdem wo in Stuttgart man los fährt).
    Maßgeblich ist aber wohl eher die Luftlinie – oder würde sich die Strahlung nur an der B27 entlang bewegen?
    Dann sind es gerade mal 30 km.
    Zum Vergleich Tokio – Fukuschima: über 200 km. Die Strahlung ist schon da… Wie sagte gleich der Igel zum Hasen?

  5. says: Horscht

    Das wars dann endgültig für Schnappi! Ist wohl auch besser so. Ob es die anderen besser können, halte ich aber für fraglich.
    Wobei ich Bernd zustimmen möchte: Bei Thema Atomstrom ist es doch auf den ersten Blick sehr einfach. Stichwort „mit dem Geldbeutel abstimmen“. Wenn ich keinen Bock auf AKWs habe, dann kaufe ich halt auch keinen Strom von Versorgern, die AKWs betrieben. Ok, man muss die Netzspannung konstant halten soweit ich als Laie das weiss, aber dass soltle doch auch ohne AKWs gehen.
    Also, sagt Bescheid, ich werbe euch gerne 😉

  6. says: giano

    @ Bernd
    Ist es nicht eher traurig, dass dieses „umdenken“ von so einer Katastrophe abhängt? Ist das nicht ganz ähnlich zu jeglichen anderen Bewegungen, bspw. Verzicht auf Fleisch nach entsprechenden Gammelskandalen? Beim nächsten Medienschwerpunkt ändert sich wieder alles. Richtig verstanden haben doch, zumindest befürchte ich das, nur die Wenigsten, dass die Nutzung erneuerbarer Energien alternativlos ist. Uran, Pultonium, Kohle, Gas usw. sind alle endlich, bürgen Risiken, schädigen die Umwelt, werden durch Angebot und Nachfrage immmer teurer, machen abhängig von unseriösen Staatsoberhäuptern. Es gibt keine Alternative zur Nutzung erneuerbarer Energien.

  7. says: Anna (aka Sunshine...)

    Letztendlich ist das doch erst mal sowieso Augenwischerei, dass ein AKW vom Netz genommen wird, heißt ja noch nicht, dass es „abgeschaltet“ ist, wer sich ein bisschen über Kernenergie und nukleare Zerfallsprozesse informiert hat weiß, dass das nicht geht. Das dauert wahrscheinlich ein paar Jahre, bis das Ding vollständig rückgebaut und die Brennstäbe fachgerecht versorgt sind. Und selbst dann ist das Zeug ja noch nicht harmlos, ganz im Gegenteil…
    Außerdem gewinne ich immer mehr den Eindruck, die Politik hat den Begriff „Restrisiko“ nicht verstanden. Klar, Erdbeben in dieser Stärke sind eher unwahrscheinlich und ein Tsunami quasi unmöglich, aber vor dem 11. September hat auch niemand Flugzeugabstürze für bedenkenswert gehalten. Mit den Ereignissen zu argumentieren, die bereits eingetreten sind und gegen diese Vorkehrungen zu treffen hat nichts mit Restrisiko, sondern mit realem Risiko zu tun. Das Restrisiko bezeichnet eben die Dinge, die niemand vorhersehen kann, und gegen die man sich daher auch nicht wappnen kann. Ein Windrad oder eine Wasserkraftturbine (oder eigentlich alle anderen Technologien um Strom zu generieren) sind aber eben nicht in der Lage, einen solchen Schaden zu verursachen wie die Kernenergie…

  8. says: Synapsenbrei

    @ Anna Word !

    wer spätestens jetzt noch an der kern energie festhält hat einfach nichts dazu gelernt… schade sowas überhaupt erst passieren muss, damit manche menschen aufwachen…. kernenergie ist in meinen augen einfach nur eine tickende zeitbombe. aber liegt ja in der natur des menschen sich alles untertan machen und beherschen zu wollen….

    „Alles ist gut, was aus der Hand des Schöpfers kommt, alles entartet unter der Hand des Menschen“

    J.J. Rousseau

  9. says: kutmaster

    Neckarwestheim I soll ja jetzt wohl für immer vom Netz gehen weil die EnBW genau weiss, das es viel zu teuer wird das Ding sicherheitstechnisch so aufzupimpen, das es aktuellen Gesetzen entsprechen würde.

    Da fragt man sich doch warum das letztes Jahr alles noch ganz anders aussah und man dem Klapperkasten noch weitere 8 Jahre zumuten wollte…

    Auf den ersten Blick ist Kernkraft eine billige Sache, das ist ja genau das was uns jetzt wieder die ganzen „Experten“ erzählen werden. Allerdings muss man sich mal die Kosten für die Endlagerung der Brennstäbe und sogar des ganzen Kraftwerks (so ein Ding kann ja nicht abgerissen werden, das bleibt später einfach da stehen) vor Augen halten. Die tragen wir ja auch, allerdings nicht mit dem Strompreis, wie es eigentlich sein sollte, sondern mit unseren Steuergeldern.

    Kein AKW ist versichert für einen Gau – sollte eins hochgehen, tragen wir auch hier die Kosten.

  10. says: katjuscha

    @giano:
    In der Tat traurig, aber glaubst du, dass es ein echtes Umdenken bewirkt? Ich glaube nicht. Grade schreien alle panisch auf, aber ihren Stromanbieter werden sie auch künftig nicht wechseln (so viel Stress!) und in nem halben Jahr, wenn sie die CDU-Atomstromspacken wiedergewählt haben, lassen sie sich alle wieder mit schön einlullen. Japan ist da doch längst vergessen. Und außerdem kommt ja zu uns kein Tsunami´….blablabla…und wie die ganzen dummen Abwiegelungs-Argumente noch so lauten.

    @ Anna: FTW!

  11. says: westernbasti

    jonger, ich krieg jetzt schon nen schreikrampf, wenn ich mir ausmale, was passieren wird: so wie’s aussieht ist dieses ‚moratorium‘ ja alles andere als wasserdicht….

    http://www.tagesschau.de/inland/atomdebatte136.html

    echt ne feine sache, dass angie und co die sache auch noch so abgesichert haben, das keine mögliche folgeregierung aus dem vertrag rauskommen würde… stichwort schiffe hinter sich verbrennen und so. ich bin mal gespannt wie sie das jetzt machen will. natürlich halten die homies von der cdu bei enbw&co jetzt erstmal schön die klappe bis nach den wahlen und wenn die erstmal rum sind wird die juristische keule ausgepackt und – tata – es wird doch nicht abgeschaltet…. oder wir bezahlen den konzernen einfach mal so nen paar milliarden entschädigung für nix, schließlich haben wir ja nen vertrag mit denen….macht aber nix, schließlich gehört uns der laden ja jetzt quasi, die kohle bleibt also sozusagen in der familie….

    ganz ganz tolle sache ist das

  12. says: Mitch

    Alle schreien und niemand hat eine Antwort, wie der Strom für die Grundlast sonst erzeugt werden soll. Das ist noch ärmer als dieses populistische Moratorium aus dem blanken Horror heraus Wählerstimmen zu verlieren.

  13. says: kutmaster

    @Mitch: eine mögliche Antwort steht bissle weiter oben. Stichwort Norwegen. Desweiteren können wir bisher schon wohl komplett auf 7 AKWs verzichten. Das sind zufälligerweise genau die, die jetzt erst mal runtergefahren werden sollen.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,750752,00.html

    Klar kann man im Moment nicht alle europäischen AKWs vom Netz nehmen (allein in Frankreich stehen glaub 58 Stück) aber wenn man ausreichend in Forschung (Stichwort: Kernfusion) investiert, könnte das in absehbarer Zeit tatsächlich klappen.

    Gut wäre auch, die Kosten für die Zwischen- und Endlagerung von Brennstäben in den Atomstrompreis mit einzurechnen um ein wenig Druck auf den Markt auszuüben.

  14. says: Mitch

    @kutmaster
    1.) Deutschland ist nicht Norwegen, wir haben ein bisschen Mittelgebirge, ein bisschen Alpen, thats it. Wo kommt denn der ganze Wasserstrom her ? Die kaufen nachts billigen Atom/Kohlestrom ein, pumpen Wasser hoch in ihre Stauseen und lassen das dann untertags ablaufen und produzieren somit tollen Ökostrom. Von der Energieverschwendung durch die Verluste in den Pumpanlagen mal ganz zu schweigen.

    2.) Wir verzichten auf 7 AKW und können somit unsere Grundlast nichtmehr abdecken, im Fall, dass erneuerbare Energien durch Wettereinflüsse nicht zu Verfügung stehen.
    Da unser Stromnetz übrigens völlig überfordert ist mit den schwankenden Energieerzeugnissen aus der „grünen“ Technologie gibt es tatsächlich Fälle, und jetzt halte dich fest, in denen Deutschland anderen Ländern GELD ZAHLT, dass sie unseren Strom abnehmen, da sonst unser Netz zusammenrbicht, weil es die 50Hz nichtmehr halten kann.

    Aber hey, olé, super Öko, scheiß Kernkraft.

  15. says: jochen

    Ok Mitch, 7 AKW’s sollen für 3 Monate vom Netz. Und werden deshalb irgendwo bei uns die Lichter ausgehen? Nein, also! Wir haben doch genug Überkapazitäten, die z.T. nur nicht eingespeist werden dürfen. Die Forschung geht auch immer weiter und es ist mitnichten alles so in den Kinderschuhen wie es sich manche AKW Befürworter vorstellen. Man muss die Leute halt nur machen lassen!
    Außerdem: Whatever can go wrong, will go wrong! Und da nützt’s auch nichts darauf hinzuweisen, dass auch andere Sachen explodieren können und alles irgendwie irgendwelche Gefahren birgt. Denn in sämtlichen anderen Fällen bleibt die Zerstörung lokal sehr begrenzt, wenn aber ein AKW richtig hochgeht, dann sind wir alle am Arsch! Ergo, nicht vergleichbar und keine schlüssige Argumentation!

  16. says: giano

    kernfusion….
    wie lange wird daran schon geforscht? wieviel geld hat das shcon verschlungen?
    wie weit sind wir da bereits? Radioaktiven Abfall haste da auch….

  17. says: Anna (aka Sunshine...)

    Puha, also ob ich statt einem KKW lieber einen Fusionsreaktor in der Nachbarschaft haben möchte weiß ich ja noch nicht, da heißt es dann halt Supernova statt Super-GAU. Aber daran wird geforscht und auch durchaus einiges investiert, bloß bis da an eine wirkliche Nutzung zu denken ist, das dauert sicher noch einige Jahre. Es gibt die sogenannte „Fusionskonstante“ (scherzhaft) die die mögliche wirtschaftliche Nutzung der Kernfusion auf 30-40 Jahre ab heute gerechnet datiert – und das schon seit darüber das erste Mal nachgedacht wurde…

    Das Problem der Grundlastversorgung ist tatsächlich das Eigentliche, und dass die Netzstruktur nicht auf dezentrale Einspeisungen ausgelegt ist. Strom kann nämlich zwar theoretisch schon „in beide Richtungen“ durch ein Kabel, aber nicht in jeder Menge. Sprich, Investition in die Entwicklung neuer Speichermöglichkeiten und den Umbau der Infrastruktur, das bräuchte es jetzt, und damit hätten wir auch schon vor 25 Jahren anfangen können und sollen! Es gibt so viel ungenutzes Potential (hach, wie doppeldeutig… :)), auch wenn es albern klingt, wenn es die entsprechende Speichertechnologie gäbe, was könnten wohl z.B. Fitnessstudios an Strom erzeugen? Dynamos an jedes Spinningbike! Oder das gute, alte Prinzip der Mühlräder, in Bächen und Flüssen, wenn die Speicherung verlustarm genug funktioniert lohnen sich auch solche Kleinigkeiten vielleicht irgendwann. Ideen gibt es sicher noch tausende, man muß nur in alle Richtungen denken!

    @Mitch: Etwa 23% des deutschen Strombedarfs wird zur Zeit durch Kernkraft gewonnen, die letzten Jahre wurde immer Strom exportiert, sogar obwohl einige KKWs gar nicht unter Volllast liefen oder ganz vom Netz waren. So riesig ist die Lücke also nun nicht! Und ich meine da kursiert gerade eine Studie vom Fraunhofer, die die alleinige Versorgung durch regenerative Energien ab ca. 2020-25 prognostiziert, ich finde nur gerade den link nicht. Wird nachgeliefert, falls er mir noch unterkommt…

  18. says: Mitch

    @jochen
    Die Lichter gehen deswegen nicht aus weil wir den (Atom-)Strom aus anderen Ländern, mit anderen und nicht immer besseren Sicherheitsstandards einkaufen, falls der Wind gerade zufällig nicht bläst, wenn wir ihn brauchen.

    Welche Forschung meinst du eigentlich ? Die Forschung der Chinesen, die mit ihren supergünstigen Solarpanels dank deutscher Subvention einen Reibach machen ?

    So, und zum Schluss: Wie „geht“ denn ein mit Wasser als Moderator betriebenes AKW hoch ? (Tipp: „so wie Tchernobyl“ zählt nicht, denen ist nämlich das Graphit ihrer Uralttechnologie um die Ohren geflogen).

  19. says: kutmaster

    Also nochmal: ich weiss selber, das der komplette Ausstieg aus der Kernenergie in den nächsten 20-40 Jahren wohl nicht machbar ist. Das was du da allerdings schreibst ist echt Mumpitz. Klingt eher nach dem Gelaber der Atomlobby.

    Wenn Norwegen so eine Überkapazität an Wasserkraftstrom hat, warum bauen wir dann keine Infrastruktur auf und kaufen denen was ab? Ich sehe jetzt eigentlich keine Notwendigkeit mehr, das die BRD ihre Energie autark erzeugen muss. Das widerspricht ja auch komplett dem europäischem Gedanken. Und ob wir jetzt Norwegen oder der Störanfälligkeit „unserer“ Oldschool-Meiler ausgeliefert sind, spielt doch keine Rolle.

  20. says: kutmaster

    @Anna: Supernova? Wo hast du denn den Bullshit her? Die Fusion würde im Falle eines Unfalls doch sofort zerfallen. Im Moment bekommt man es ja sogar überhaupt nicht hin das Feld über ein paar Minuten stabil zu halten.

  21. says: Mitch

    @kutmaster
    Wieso ist das Mumpitz ?

    Nochmal, für dich: Norwegen hat nur deswegen eine Überkapazität an Wasserkraftstrom, weil sie ihre Wasserkraftstromwerke mit eingekauftem Atom/Kohlestrom betreiben.

  22. says: Mitch

    http://de.wikipedia.org/wiki/NorNed

    „Tagsüber wird norwegischer Strom, primär aus Speicherkraftwerken, die mit Wasserkraft betrieben werden, in die Niederlande übertragen. Nachts wird niederländischer Nachtstrom, primär aus Atomkraftwerken, deren Leistungen sich nur in kleinen Umfang dem nächtlich reduzierten Verbrauch anpassen lässt, benutzt, um im Norwegen künftig noch zu errichtende Pumpspeicherkraftwerke, spezielle Formen von Speicherkraftwerken, zu versorgen.“

  23. says: Anna (aka Sunshine...)

    @kutmaster: Man muß unterscheiden zwischen Stromerzeugung und -speicherung, erzeugen können die Norweger sicherlich nicht so endlos viel Strom, aber sie können ihn über Pumpspeicherkraftwerke auf Vorrat halten und bei Bedarf erzeugen. Aber siehe mein Post weiter oben: das ist eben auch mMn der Knackpunkt, Speicherkapazität und dezentrale Netzinfrastruktur, das gilt es auszubauen.

  24. says: kutmaster

    Mitch: Du redest von einem Speicherkraftwerk für Stromüberkapazitäten. Dem ist es im übrigen aber auch egal wo der Strom herkommt, so etwas kann man genauso gut mit Windkraft betreiben.

    In dem SWR Artikel oben geht es aber gar nicht um Speicherkraftwerke.

    Speicherkraftwerk <> Wasserkraftwerk

  25. says: Mitch

    Klar kann man das mit Windkraft betreiben, jedoch nur falls man auch den Platz, die geographischen Möglichkeiten und die Akzeptanz der Bevölkerung besitzt so ein Stausee, denn nicht anderes ist es, zu errichten. Wer möchte gern sein Alpental geflutet haben ? Im weniger dicht besiedelten und zerklüfteten Norwegen ist das eben weniger ein Problem.

    Im übrigen geht es im SWR Artikel sehr wohl um Speicherkraftwerke, deren erzeugte Energie der Wasserkraft zugerechnet wird:
    „Mit Wasserkraft! Endlos saubere, billige Energie. Norwegen ist reich an Flüssen, Stauseen und Pumpspeichern.“

  26. says: giano

    @anna
    wenn über kurz oder lang der großteil unserer autos mit elektrischem antrieb fährt, also millionen kleineren akkus, die 24/7 immer irgendwo aufgeladen werden, ist das doch die speicherkapazität der zukunft.

  27. says: Mitch

    @giano
    Die Energie muss aber nicht dann gespeichert werden, wenn der Bürger beschließt sein Akku sei Reif für eine neue Ladung sondern dann, wenn der Wind auf einmal mit 30km/h statt 29 km/h bläst.

    @kutmaster
    Sonderaufgabe für dich, als großer Fan der Wasserkraft: Recherchiere die Todesfälle durch weltweit gebrochene Staudämme und vergleiche die Zahl mit den Toten aller Unfälle in Kernkraftwerken.

  28. says: Anna (aka Sunshine...)

    Das mit der Supernova war nicht wirklich ernst gemeint, brauchst nicht gleich beleidigend zu werden, ich gehe aber davon aus (eben aufgrund der oben genannten Fusionskostante) dass ich wirtschaftlich betreibare Fusionsreaktoren nicht mehr erlebe.

    Hab aber die Studie vom ISE wieder gefunden:
    http://www.ise.fraunhofer.de/veroeffentlichungen/konzeptpapier-skizze-eines-energieentwicklungspfads-basierend-auf-erneuerbaren-energien-fuer-baden-wuerttemberg/at_download/file

    Geht zwar um BaWü und nicht um ganz Deutschland, aber ich finde es zeigt trotzdem ganz gut, was gehen kann, wenn man nur will.

  29. says: kutmaster

    Also ich hätte lieber ein paar Windkrafträder vor der Haustüre als ein AKW. Und wenn man mal drüber nachdenkt, wird wohl jeder zu dem selben Schluss kommen.

    Ich möchte z.B. auch gerne mal wissen inwieweit die Energielobby in diese ganzen Anti-Windkraft Bürgerinitiativen verstrickt ist. Da muss man jetzt nicht unbedingt Verschwörungstheoretiker sein um das als durchaus realistisch anzusehen.

  30. says: Thorsten W.

    @Mitch: Kleiner polemischer Einwurf: Erzähl doch mal den Japanern sie sollen sich nicht so haben, es könnte schließlich schlimmer sein – ein Staudamm hätte brechen können!

  31. says: westernbasti

    @mitch: klaro staudämme brechen, die flutwelle läuft nen paar kilometer und nimmt alles mit, gibts sicher auch fiese beispiele…. aber dann ist die geschichte „erledigt“….
    aber in welchem verhältnis steht das bitte zu einem auf tausende jahre unbewohnbaren gebiet, zehntausenden menschen die noch jahrzehnte später an krebs erkranken, fehlgeburten, missbildungen etc.

    noch ein wort zum thema kernfusion: klaro ist das schweineteuer zu entwickeln, aber die entwicklung der kernspaltung hat damal auch mehr als ein taschengeld gekostet…. und die dabei anfallenden radioaktiven produkte haben halbwertszeiten, bei denen die strahlung nach wenigen jahrzehnten abgeklungen ist und nicht erst nach milionen jahren…

  32. says: kutmaster

    Du, mir geht es hier aber um Norwegen und nicht um China. Du hast gefragt wie wir in Deutschland die Stromlücke ausgleichen sollen, ich hab gesagt wir schauen mal in Norwegen nach ob die was über haben.

  33. says: westernbasti

    jedenfalls bekomm ich keine metasthasen als urlaubserinnernung, wenn ich mit meinem böötchen über das geflutete tal segel

  34. says: kutmaster

    Okay wahrscheinlich wieder Milchmädchenrechnung: statistisch gesehen gehen ältere Gerätschaften mit zunehmenden Alter eher kaputt als neue. Was sagt das jetzt über unsere AKWs aus, die im günstigsten Fall 1988 ans Netz gingen und im schlechtesten in den späten 70ern? Sind die mit der Zeit etwa gereift?

  35. says: Dejan

    Ach kommt, diejenigen, die heute über Nacht zu erbitterten Atomkraft-Gegnern wurden, sind diejenigen, die in zwei Monaten über die erhöhten Strompreise schimpfen, die aufgrund der nicht genutzten Kapazitäten auf uns zukommen.

  36. says: kutmaster

    @dejan: Mag sein das das auf einige zutrifft. Ich bin aber z.B. seit vielen Jahren mit dem Büro sowie zuhause bei einem Anbieter der auf Atomstrom verzichtet. Ich zahle im Endeffekt vielleicht 5-6% mehr als bei der EnBW, und das war es mir immer wert.

    Das Problem sind ja jetzt nicht unbedingt die Privathaushalte sondern die Industrie. Die verbraucht schon den grössten Happen an Energie ohne bisher nennenswert zur Wirtschaftlichkeit gezwungen worden zu sein. „Sonst gehn wir halt nach Tschechien.“ ist ja immer das Totschlagargument gewesen.

  37. says: Dejan

    Dann ziehe ich meinen Hut vor dir, Kutmaster. Dagegen sein und dies konsequent.

    Du wirst mir aber zustimmen, dass du eher die Ausnahme im Meltier bist und dass diejenigen, die jetzt „Atomkraft – Nein danke!“ rufen, selbst keine Ahnung haben, woher der Saft aus ihrer eigenen Steckdose kommt. Und dass sie nicht bereit währen, mehr für Öko-Strom zu zahlen.

  38. says: Bernd

    @dejan: Das ist genau das was ich meine! Kein AKW kann innerhalb von 3 Monaten so stillgelegt werden, dass es sich nicht mit 2-3 Hebelgriffen wieder einschalten lässt. Also ist der Ansatz die Atomenergie über die Politik abzuschaffen ziemlich sinnlos!
    Wie Kutmaster schon schreibt: Wer wirklich was gegen Atomstrom tun will kauft sauberen Strom (und nicht irgend einen Mix der durch Verkauf von Optionen entstanden ist), zahlt ggf. ein paar Euronen mehr und hat ein reines Gewissen.
    Im Überigen: Ich weiß aus erster Hand das grosse Automobil-Konzerne sich sehr wohl Gedanken darüber machen woher Ihr Strom kommt.

  39. says: Dejan

    Und um abschließend my two cents zum Thema kund zu tun: Ich denke, dass der Ausstieg aus der Atomenergie aus sicherheitstechnischen Gründen nur ein gesamteuropäischer Weg sein kann. Alles andere ist Mumpitz.

  40. says: Mitch

    „Und um abschließend my two cents zum Thema kund zu tun: Ich denke, dass der Ausstieg aus der Atomenergie aus sicherheitstechnischen Gründen nur ein gesamteuropäischer Weg sein kann. Alles andere ist Mumpitz.“

    wtotheord.
    (netten blog haste da übrigens, gleichmal gebookmarked)

  41. says: katjuscha

    Aha, gibt’s beim Daimler Ökostrom oder was? Wurde auch Zeit, dass man dort im 21. Jahrhundert ankommt, jetzt wo sie auch mal angefangen haben nachzudenken und auf Themen wie Clean Fuels nachdenken – woooohooo.
    Mag schon sein, dass momentan (was heißt das konkret?) Ökostrom boomt, aber wenn ich überlege, wie schwer es schon ist, im Bekanntenkreis Leute zu überreden, ihren Anbieter zu wechseln, dann überrascht mich das.

    Ja, auch ich beziehe Öko-Strom und -Gas. Tut auch gar nicht weh und ist sogar billiger als bei der EnBW. Soviel zu dem ständigen Gejammere, das sei so teuer. Und Energiesparen ist ja auch ne ganz dufte Sache.

    Wie Dejan schon gesagt hat, gibt es viel zu viele, die jetzt auf den Anti-Atomkraft-Zug aufspringen, sich in Menschenketten stellen und total auf Aktivist machen und zuhause aber immer noch brav Kühlschrank & Co. mit Atomstrom betreiben. Das ist sowas von lächerlich…

    Und natürlich verbrauchen die großen Konzerne mehr als Otto-Normalo. Aber Umdenken fängt doch meistens beim Einzelnen an.

  42. says: kutmaster

    Dabei geht ein Anbieterwechsel so einfach… und ich war im Leben noch nie auf einer Anti-Atom Demo noch bin ich „Aktivist“.

    Ich bin Unternehmer und denk mir halt, wenn’s keiner mehr kauft, müssen sie sich gezwungenermassen was einfallen lassen.

  43. says: martin

    ich frag mich irgendwie gerade wie die aktuelle diskussion aussehen würde, wenn die regierung und mappus und co die letzten tage gesagt hätten, ja, echt schlimm in japan, aber atomstrom finden wir weiterhin trotzdem ziemlich geil (was sie wahrscheinlich ja auch noch tun) und nehmen keine akws vom netz. alles cool bei uns in D. also so bisschen die französische haltung oder auch die russische oder oder…

  44. says: kutmaster

    Merkel hat doch gestern sogar behauptet die deutschen AKWs seien die SICHERSTEN der Welt! Musste bissle lachen.

    Und Martin, wenn die das getan hätten, hätte die Presse dort gediggt wo’s wehtut.

  45. says: Dejan

    Also mich würde eher interessieren, wie die aktuelle Diskussion sein wird, wenn sich die Lage in Japan (hoffentlich) normalisiert hat und wir wieder zum Tagesgeschäft übergehen. Bzw. bis Gaddafi oder Weiß-Gott-wer medial interessanter wird.

  46. says: martin

    gut, ich habs auch gestern zum mario schon gesagt, war euch neulich so ne umfrage auf ard oder zdf zu sehen, ein größerer teil der bevölkerung ging mit der deutschen energiepolitik schon vor japan nicht konform. glaub war so irgendwas um die 60 prozent. aber ja umfragen sagen viel und gar nichts, kann, wie jetzt hier schon 100 mal gesagt, jeder selbst in die hand nehmen.

  47. says: Dejan

    @ Kutmaster

    Hmm…ich halte dagegen. Tunesien war interessant, Ägypten ein Fall für Sondersendungen, Gaddafi dann schon wieder am Abklingen und Bahrein jetzt gerade nicht einmal mehr eine Schlagzeile wert. 😉 So wird dann auch der kommende Störfall abgehandelt.

  48. says: Dejan

    Um ehrlich zu sein…nein. Könnte dir jetzt kein spezielles Datum oder einen konkreten Vorfall nennen. Als Ottonormalbürger bleibt das wohl nicht so sehr hängen…

  49. says: TG

    Das beste Argument der Atomlobby ist der böse, schmutzige Kohlestrom – der aber durch heutige Filteranlagen in den deutschen Kraftwerken echt kicky ist gegen das, was Japan gerade droht. Für die Erwärmung der Welt sind wir nicht zuständig, da sind die USA, Indien und China weitaus größere Dreckschleudern. Kohlestrom ist sicher und sichert eine gute Grundlast – der Rest muss über Ökostrom abgedeckt werden. Es ist technisch möglich, nur eben ein wenig teurer – Geld, das man aber wieder spart, weil alte Brennstäbe nicht für 1000e Jahre eingelagert und überwacht werden müssen.

  50. says: Mox

    hallo atom!
    gut das es medien gibt die die menschen laut schreien lassen!
    kay, japan ist verdammt übel für verdammt viele manschen. schlimm ist jedoch auch, dass verdammt viele menschen hier in einer umgebung, die wunderbar funktioniert, jetzt äusserst (verdammt) laut über das atom diskutieren.
    stellt euch vor diese geballte intelligenz hätte sich schon früher zusammen getan und nicht erst nachher gebrüllt.
    was wäre dann?
    gäbe es das atom und seine folgen, oder wäre die energie schon sauber?
    würden menschen unter folgen von erdbeben (japan), Krieg (gaddafiland), hunger (große teile der weltbevölkerung), dürren (noch größere teile der weltbevölkerung), Diktatur (okay hier wieder geringer teile der wbv), oder anderem leiden?
    traurig, dass die besten theorien aktuell noch immer auf den sofas hinter den bilschirmen entstehen. komischerweise ist doch der echte energie/hunger/atom/egawelchesthemafachmann heutzutage gleichzeitig auch noch besser als jeder vfb trainer. nennt man dieses dann multi-threading?

  51. says: Waschl

    Ein Störfall verursacht keine Schäden am Menschen – es ist ein Buzzword, das sich gut für Schlagzeilen eignet. Im Relation zu einem Totalschaden bei einem Auto (=GAU) ist ein Störfall ein defekter Fensterheber.

  52. says: kutmaster

    Schöne Statistik, aber werden da auch so diffuse Krebsfälle, Fehlgeburten wie z.B. bei den Aufräum-Arbeitern und Anwohnern aus Tschernobyl, die erst nach Jahren auftreten mit einbezogen?

  53. says: Waschl

    Kutmaster: Weiß ich nicht sicher. Was ich weiß, ist, dass die UN/IAEA für die Spätfolgen von Tschernbyl insgesamt eine vierstellige Anzahl von Toten angibt. Diese (schreckliche) Zahl steht immer noch in keinem Verhältnis zur Ausbeutung der fossilen Brennstoffe in Dritte-Welt-Ländern. Und das tolle Öko-Bio-Ethanol-Treibstoffe dazu führen, dass grad noch mehr Menschen in Afrika und Südamerika verhungern, verdeutlicht einmal mehr eine gewisse „grüne Doppelmoral“. Der aktuelle Spiegel hat dazu einen ziemlich guten Artikel.

  54. says: kutmaster

    Na. In Tschernobyl wurden allein mehr als 500.000 arme Schweine Soldaten damit beauftragt, die Trümmer und die Tonnen an herumliegenden Brennstäben mit Schaufeln wegzuräumen.

    Die vierstellige Zahl stammt wahrscheinlich noch aus dem Politbüro, oder?
    Und was hat Bio-Ethanol jetzt mit der Abschaltung von AKWs zu tun? Das das Quatsch ist, weiss doch wohl sowieso inzwischen jeder. War ja auch so eine tolle Merkel Idee das ganze.

    Unsere bloße Existenz hier geht auf Kosten der Drittweltländer die wir ausbeuten. Das ist schrecklich, wird aber durch die Kernkraft auch nicht gelöst.

  55. says: jochen

    Waschl, aber sind bei der Statistik auch die Leute mit eingerechnet, in deren Umgebung Uranminen sind und in deren Siedlungen alles kontaminiert ist? Und die Minenarbeiter? Und die Leute in Sewersk (Sibirien), wo Atommüll einfach so offen rumsteht? Klar, in den Siedlungen sterben auch nicht alle deshalb von heute auf morgen, aber es sterben extrem viele an den Folgen.
    Einfach mal in die Richtung informieren, denn das sind Dinge, die unter den Teppich gekehrt werden sollen. Was z.B. in Niger, aber auch in Australien in Umgebung der Uranminen abgeht ist im Grunde genommen nichts anderes als fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge in vielen Fällen – von Atomenergiefans geduldet.
    http://www.youtube.com/watch?v=wJpRDpMK2Ak

  56. says: Waschl

    E10 ist eine alte Forderung der Grünen, die hätten das noch eher eingeführt. Soll ich dir den Grünen-Beschluss raussuchen?
    Zur Statistik: Nochmal, ich weiß nicht, welche Zahlen genau erhoben worden sind. Da es sich aber um die UN handelt, vertraue ich mal auf deren Wahrheitsgehalt und Integrität.

  57. says: kutmaster

    Mööp. Bio-Ethanol fand sich 2004 lediglich auf einem Thesenpapier der Rot-Grünen Regierung wieder. Forderungen und Beschlüsse kann ich leider nicht finden.

    Mir ist immer noch nicht so ganz klar, warum wir jetzt schon wieder auf die Grünen abschweifen. Laut ARD Umfragen sind knapp 70% der Deutschen gegen Kernkraft. Das können doch nicht alles Grünen-Wähler sein?

    Oder werden die gar „instrumentalisiert“, wie wir in Stuttgart seit neuestem sagen?

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