52 Videos/40: Eric Prydz „Call On Me“

Vorneweg will ich klarstellen, dass ich 1. das Lied fürchterlich finde, 2. auch das Video und 3. aber Eric Prydz unter allen Pseudonymen prinzipiell völlig in Ordnung, auch wenn ich den Kerle schon einige Zeit lang nicht mehr so verfolge. Es war damals schon schnell klar, dass dieser Tune nichts mit dem „normalen“ Prydz zu tun hat.

So ein Ausrutscherle, vor allem in Deutschland, kann dann schon mal nach hinten los gehen, weil der gemeine Clubber ja denkt, goil, wenn Eric Prydz auflegt, kommt drei Stunden lang „Call On Me“, so wie bei einem Lena-Konzert drei Stunden lang „Satellite“ kommt. Nein.

Warum also dieses Video an dieser Stelle? Ganz einfach: Im Laufe dieser Serie war oft davon die Rede, wie wann wo warum und weshalb Musikfernsehen untergegangen ist (ein Wendepunkt ist natürlich die Installation von MTV Deutschland) und warum Clips keine Bedeutung mehr haben, wie toll doch die Zeit war als ein Meilenstein nach dem anderen gedroppt wurde und man noch über Musikvideos diskutiert hat, das noch alles Kunst war, blablabla.

Richtig, die Zeiten sind bis auf gelegentliche Ausnahmen, wie aktuell z.B. „Bodies“ von Cee-Lo Green vorbei. Das ist natürlich schade, finde ich auch, weil ich, wie schon gesagt, ebenfalls stark von MTV in all seinen Facetten geprägt wurde, sei es von Ray Cokes über Yo! MTV Raps bis MTV Classics.

Bei all diesen Diskussionen in den letzten Monaten dachte ich mir immer wieder, dass „Call On Me“ eines der letzten Musikvideos war, das auf völlig simple, platte Art und Weise, mehr noch als „Baby Baby Baby“ von Make The Girl Dance, für eine riesige Aufmerksamkeit gesorgt hat, was ja eben auch die Hauptaufgabe eines Videos ist. Promo und so.

Hierbei ging es nicht um Effekte oder Kameraeinstellungen, sondern natürlich um ganz elementare Dinge: „Boah ey, hasch des Video gsäh mit denne geile Aerobic-Weiber?“ „Ha ja, mega, da isch mir des Messer uffganga in der Hos´!“ „Und des Lied isch au voll goil!“ „Ja, des fetzt voll nei!“ „Gong i glei zum DJ am Wochenende und wünsch mir des!“ Öööööööööööeeyyyyy!

Minimaler Aufwand, maximaler Hype. Der Legende nach hat der Clip 20.000 Pfund gekostet. Gut, sieht man ja, einfache Milchmädchenrechnung: 10.000 für die Models, 10 für das Filmteam, 80er Jahre Filter drüber und fertig. Das Studio hat bestimmt irgendnem Kumpel vom Cousin von der Schwester der Tante von Erics Stiefbruder gehört.

Der Drehnachmittag hat sich gelohnt, Platz 1 all over, auch in Deutschland, lag auch daran dass man im Sommer traditionell etwas weniger abverkaufen muss, aber heute wiederum wäre es die Hölle, gabs nen Echo 2005 oder auch zwei, weiß noch wie der Eric etwas unsicher auf der Bühne stand, ist ja dann doch nicht so seine Welt.

Ach so, wenn man heute David Guetta hört, sorry kanns einfach nicht lassen, sehnt man sich geradezu schon wieder nach „Call On Me“. Eine Regel wird halt doch nie gebrochen: Es wird alles nur noch schlimmer.

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22 Comments

  1. says: seeopfer

    auch wenn herr guetta seine lieder nicht selbst produziert kann man wohl kaum sagen sie wären schlecht gemacht, es sei denn man hat eben doch nicht so viel ahnung von musik, wie man es in mainstream-konter-blogs darstellen möchte.

  2. says: Achmet Hoeneß

    @ SeeOpfer : Gut produzierte Musik heißt nicht gleich gute Musik… ^^

    Respekt an Martin für seine Sichtweise bezüglich Eric Prydz…!!!

    Frankfurt, Aftermath usw… Der Mann hat schon oft sein wahres Gesicht gezeigt… Prydz = Genie

  3. says: Thorsten W.

    Sind wir jetzt mit dem „Mainstream-Konter-Blog“ gemeint? Auch mal was Neues 🙂

    Ich bin auch großer Pryda-Fan, aber wenn Herr Prydz nen Gassenhauer wie „Call on me“ raus haut muss er natürlich damit rechnen, dass er in der Wahrnehmung darauf reduziert wird…

  4. says: Achmet Hoeneß

    Ja, leider…

    Für viele wird er immer der Call on me Typ bleiben… Viele wissen auch gar nicht das er Pryda und Cirez D ist… Echt schade…

  5. says: seeopfer

    den letzten satz kann man ja kaum als lob deuten. sorry, aber nur weil etwas kommerziell erfolg hat ist es nicht scheisse. ich bin weder guetta noch call on me fan, aber beide haben ihre kreise gezogen. wieso muss man so was in den schatten stellen? da gibt es weitaus schlechtere musik, die sich aber dann ja oft damit rühmt untergrund oder nur spezielle gruppen anzusprechen.

  6. says: martin

    „sorry, aber nur weil etwas kommerziell erfolg hat ist es nicht scheisse.“

    auch das steht oben nicht und war auch nicht gemeint. und sowas wirst du hier auch nie lesen, weil z.b. weder thorsten noch ich nicht so denken. wir feiern jay-z ab, der 40 millionen dollar im jahr verdient, nur ein beispiel. kanye west, der ja wieder die kurve bekommen hat, ein anderes. oder meinetwegen adele mit rolling in the deep, auch kommerziell überaus erfolgreich aktuell.

    aber ich finde die musik vom „dreigestirn“ guetta-gaga-blackeyedpeas einfach fürchterlich – und ja, für mich der schlimmste schrecklichste sound (was nicht heißt, dass es schlecht produziert ist) den es aktuell auf dem markt gibt – und dann sag ich das hier auch – lieber einmal zu viel als zu wenig 🙂

    p.s.: ach ja, eric prydz wird oben nicht „in den schatten gestellt“… und übrigens haben wir uns hier auch schon sehr löblich über guetta geäußert, was seine laufbahn und seine qualitäten als dj angeht

  7. says: Ken

    @ martin:
    find ich voll blöd von dir, dass du den guetta nicht mögen tust und davon auch noch schreibst (während viele guetta-fans jetzt ganz arg traurig sind)! 🙁

  8. says: SergioE

    Geil ! Endlich mal wieder ne Guetta Diskussion…wenn auch indirekt…
    Prydz hat nicht umsonst mehrere Pseudonyme, so kann er sich in mehreren Stilrichtungen austoben, wie etwa mit Cirez D etwas technoider….usw…
    sein aktueller Track „Full Stop“ zeigt eimal mehr seine Genialität !

  9. says: Funky Detlef

    war call on me nicht ursprünglich von bangalter? mir gefällts.
    guetta-gaga-peas ist ganz schlechte musik, aber war eurodance auch schon. kann man nicht verstehen, muss man aber auch nicht.

  10. says: martin

    ja war auch so eine geschichte damals. kam zuerst als bootleg von bangalter raus, wegen sample und so, aber weiß nicht mehr wie das dann zu einer prydz nummer wurde. glaub das war so ne ministry of sound wir wollen die charts erobern nummer wenn ich es noch recht im kopf habe. die haben das dann auch mit dem sample geklärt meine ich.

    und ja, das ist der neue euro-ami-dance-sound. nur noch schlechter und damals wars schon schrecklich.

  11. says: seeopfer

    das kommentar zeugt ja wiederum davon, dass ihr halt doch nicht den musikalischen durchblick besitzt, den ihr gerne hättet. guetta, wie auch tiesto, produzieren ihre nummern nicht mal selbst. das erledigen ghost-produzenten. wen wollt ihr da loben? auch als dj ist guetta nicht die allergrößte leuchte…mix cds und co sei hier mal kurz in den raum geworfen. mal ganz abgesehen von seinem management, welches bei live events teilweise den saft abdreht, wenn ihm etwas nicht passt.

    aber darum geht es auch gar nicht, sondern darum, dass populäre musik verteufelt wird. warum ist gaga, blackeyedpeas, guetta denn bitte schreckliche musik? wo denn? das entbehrt jeglicher grundlage. nichts daran ist schrecklich. man hakt darauf herum weil es allgegenwärtig vertreten ist. klar, an sowas anzuecken ist halt nicht besonders schwer. den haarigen untergrund dj ausm keller cool zu finden ist ohnehin viel hipper, als die mainstreamigen doofen blackeyed peas. diese doofen peas, die samplen, die wollen geld verdienen, solche spinner. buuuuu. man vergisst hierbei allerdings, das alle 3 erwähnten musiker (oder zumindest das wofür sie stehen) sehr oft musikalische wellen verursachen, wie kein anderer. man klopfe hierfür natürlich dem songwriter und produzent von gaga auf die schulter und nicht ihr persönlich, trotz allem aber ist an der musik nichts schrecklich. wo denn auch? das haben professionelle produzenten gemacht. dort steckt musikalisches wissen über melodien undwasweissich drinnen, das sich über jahrzehnte entwickelt hat und nicht umsonst einer großen masse gefällt. trotz allem arbeiten die lieder mit neuen stilistischen mitteln, die dann eben der gesamten (pop) musikindustrie einen weg geben.

    achja noch zum schluss: auch tokio hotel macht gute musik. auch wenn sie alle (aus zwanggründen) haten.

    peace

  12. says: Thorsten W.

    Wir haben keinen musikalischen Durchblick und finden deshalb populäre Musik scheiße? Versteh ich nicht. Musik ist halt nunmal Geschmacksache, ob populär oder nicht. Entweder man findet ein Lied gut oder nicht, was hat das mit Durchblick zu tun?

    Oder anders gesagt: Über Musik diskutieren ist wie zu Architektur tanzen.

  13. says: kate

    Über Musik diskutieren ist wie zu Architektur tanzen. Oh ich liebe dieses zitat, da hab ich irgendwo als t-shirt gesehen. spreadshirt vielleicht?
    naja, seeopfer ist doch kein problem, den sound kannste doch bei energy jeden tag haben. ich bevorzuge zum beispiel musik, die auch mal überrascht und nicht immer nur die gleichen melodien mit autotune abspult. deswegen gibt es ja heute auch so eine immense vielfalt, da muss sich doch wirklich niemand benachteiligt fühlen. für mich darf es auch mal etwas vertracktes sein und eine synkope hier und da. vielleicht weil ich die musik für massen einfach schon zu oft gehört habe und mich das schlicht weg einfach langweilt. so wie eben manche goethe dem pocher vorziehen. what ever.

  14. says: seeopfer

    nein, ihr habt keinen durchblick, weil ihr meint ihr habt guetta ja schon mal gelobt von wegen guter dj und produzent, was dann halt tatsächlich nicht stimmt, da er das schlichtweg und faktisch nicht ist. im gleichen zug die musik, vor der er als gallionsfigur steht, runterzuputzen (ich erinnere „Es wird alles nur noch schlimmer.“ – tut nicht so treudoof, als wäre das kein runterbuttern. das ist ja lächerlich) ist keine geschmacksfrage, sondern einfach nicht objektiv (was ihr gerne wärt, aber nicht seid). also postet einfach künftig videos ohne pseudo industrie-verteufelnde kritik, statt euch mit ebenso pseudo witzigen kontern immer weiter ins abseits zu verteidigen.

    peace

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