The Westside is always the best Side: Stuttgart West forever

Niklas, Leif, Ballern: Westallee Samstag 2019. Trockene Momentaufnahme. Bild Westallee.

Westallee 2019-Motto: Wir trotzen dem Regen. Zum ersten Mal in seiner jungen Geschichte musste das Westside-Straßenfest mit wechselhaften Wetterbedingungen klar kommen. Das wiederum etliche nicht davon abgehalten, am Freitag in die Johannesstraße mit Regenschirm einzulaufen. Die wurden spätestens nach 20 Uhr noch mit paar Stunden regenfrei belohnt und Friday-Mainact Luis Ake hatte ne schöne Crowd vor sich.

Bild Westallee.

Für das Westallee-Programmheft haben wir wieder eine Kolumne beigesteuert – dieses Mal Momentaufnahmen, Erinnerungen und Bäcker. Weil Bäcker immer besser wäre.

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1. Ich bin „Ich-weiß-noch-wie-die-Straßenbahnlinie-4-die-Kronbergstraße-hinunter-gefahren-ist-und-nicht-am-Hölderlinplatz-Endstation-war“-Jahre alt.

2. Im HanserBäck Schwabstraße brennt noch Licht. Nicht „noch“, sondern es ist halb sechs morgens, Bäcker-Stagetime. Ich klopfe, will eine Brezel, ein Croissant, keiner macht auf. Der Bäcker nimmt mich nicht wahr, er ist beschäftigt mit seinem Tagewerk, das vollbracht werden muss. Richtig, sein Tagewerk steht über meinem Suffhunger.

3. Der 42er fährt vorbei. Jeder liebt den 42er. Der berühmteste Bus der Welt. Ein mystischer Bus. Noch berühmter als der Orient Express. Noch luxuriöser. Ohne USB. Ohne WLAN. Ich lade ein verschwommenes Bild vom 42er in die Story. Mit Herzleaugen. Der beste Bus der Welt und das beste Emoji im Internet, Perfektion, man nicht bei der IHK-Ausbildung zum Influencer lernen kann.

4. Der Westen, ein einziges Lastenrad.

5. Die Wanderbaumallee, mehrere kleine kastenförmige Holzwägen mit zwei Rädern und je einem Baum, zieht durch West und belegt für kurze Zeit und an wechselnden Stellen einige wenige Parkplätze (drei, vier, fünf…). Im Internet deswegen Stimmung wie kurz vor Atomkrieg. USA gegen UDSSR, like, wer es noch kennt (da war es friedlicher, kein Internet). Eine Bekannte twittert derweil: „In meinem nächsten Leben werde ich Anwohnerparkplatz. Alle (!!!) brauchen, lieben und verteidigen mich. Super!“

6. Die Liebe beginnt ab Ecke Paulinenbrücke-Marienstraße -Reinsburgstraße. Ich soll nicht immer heimlaufen, morgens, wenn ich betrunken bin, sagt Frau immer. Nachher passiert noch was. Hat sie ja Recht. Es könnte ja was passieren. Sie will auch irgendwann umziehen. Da hat sie nicht Recht (don’t tell her).

7. Vor 30 Jahren bin ich mit dem Skateboard von der Haltestelle Feuersee die Silberburg entlang bis zur Skatebox gerollert. Mach ich in 30 Jahre nochmals. Dann bin ich 72. Bringt aber die Skatebox auch nicht zurück. Ob sich in 30 Jahren die Leute noch über Wanderbaumalleen aufregen? Ob der 42er noch fährt? Oder fliegt der 42er dann? Über den Schwabtunnel? Wie steigt man ein? Über kleine fliegende Paletten von ehemaligen Stadtfesten? Sind dann Stadtfeste virtuell? Tragen wir alle weiße, gerade geschnittene Unisex-Kleidung? Hauptsache keine braune.

8. „Bei einem Disney Musical machste nie alles ganz falsch und nie alles ganz richtig.“ Things junge Menschen say on Karlshöhe. Ich reibe an meiner leeren Sprudelflasche, in der Hoffnung, dass Aladdin aufsteigt und den dreien Schellen verpasst. Kannste nix machen. Ich war ja auch bei Phil Collins und Mark Knopfler. Die U11 fährt leider nicht nach West.

9. Es ist 6 Uhr, ich kauf mir Listerine. Besser wär’s wohl, ist aber eh kaum jemand auf der Straße. Und die, die auf der Straße sind und zur Bahn hechten, schauen mich blöd an, weil ich blöd grinse. Weil sie nicht wissen: Ich genieße gleich Golden Views. Einmal auf dem Schwabtunnel Richtung West und einmal Wannenstraße Richtung Süd. Des isch halt des. Kannste nicht kaufen. Außer mit der Mastercard, die haben da so ein Angebot in Kooperation mit Jochen Schweizer (Spaß, der Westen brauch keinen Schweizer).

10. Mein Laden Ecke Augusten/Reuchlin schließt mir, widerwillig und dennoch freundlich, gegen 06:15 Uhr die Tür auf. Ich crashe die wunderschöne, prallvolle Back-Auslage in Formation wie eine Beyonce-Show: Ein Croissant und eine Brezel, bitte und du bekommst mein Coachella-Ticket. Das Licht sucht sich seinen Weg durch die Straßenkorridore. Wie in… dieser einen Stadt da… in…? Ja, in West. No Vergleiche heute, immer, weil today war ein guter day, meistens ist er gut. Grüße an Ice Cube. 

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8 Comments

  1. says: bernd_s

    Wenn man die wundervollen Bilder so anstaunt, beschleicht einen leider der Eindruck, dass der Westen rein äußerlich irgendwie ein großer Autoparkplatz mit schönen Gründerzeitgebäuden drumrum ist. Aber zum Glück zählen die inneren Werte

  2. says: Herr Cut

    HanseBäcker ist auf jeden Fall gerade führend. Die Croissants sind überragend. Ausserdem ist nebenan auch gleich die Methode Station. Kannst alles auf einem Weg am Sonntag Morgen besorgen für ein entspanntes Frühstück.

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