Die Grace Bar im SI-Centrum Stuttgart

Meine Mutter kennt sich nach all den Jahren, in denen ihr Sohn im Nachtleben herumstreunt, auch bissle aus im Biz (sagt man das noch?) und meinte, der Uwe Reiser wäre heute gaaanz groß in der Stuttgarter Nachrichten, denn der macht nun ein Spielcasino auf. Äh was? „Den kennsch doch auch, den Reiser oder?“ Klar Mama und wie. („Martin pass mal auf, ich erklär dir mal wie das geht, mit dem Nighlife und so“, Uwe R., 1999 im reflect-Keller).

Alright, natürlich gleich die StN geholt und siehe da, dem Uwe wirds im Aer wohl zu langweilig und außerdem rollen wohl oben in Möhringen zunehmend die Strohballen durchs Bild – logen, die Automaten stehen ja mittlerweile auch an jeder Ecke in der Stadt. Sogar Bubbi hatte anno M1-Bar-Zeiten drei Stück am Start. Angeblich ist das wirklich ein lukratives Ding, so ein einarmiger Bandit, habe ich mich mal belehren lassen.

Wie auch immer, Möhringen ruft, Uwe kommt und eröffnet im März das seit Jahren geschlossene Restaurant Ecco unter dem Namen Grace wie Kelly neu. Ex-Speisemeisterei und Ex-Zwei-Sterne-Koch Martin Öxle, der das früher mal betrieben hat, steigt mit ein, sich wohlbewusst, dass er dem Casino-Publikum auch mal ne Pommes Rot-Weiß hinstellen muss, wie in der Zeitung steht.

Die Location wird komplett neu renoviert und soll eine „hochmoderne Lounge“ inklusive Pokertische und Roulette mit Touchscreen (?) werden, die sowohl Musical-Besucher als auch jüngere Leut („Szenepublikum“) und auch die Zocker ansprechen soll. Das nennt man dann wohl Rentenabsicherung.

Artikel StN

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8 Comments

  1. says: JoeJoe

    Also mein Lieblingssatz ist „Ein ganz spezielles Publikum trifft sich im Casino“. Sehr schön auch die Beschreibung, daß man den Angstschweiß älterer Herren riechen könne. Wahre Worte, prima Journalismus. Zu den asiatischen Frauen, die ihre Runde dort drehen, hätte der geneigte Autor noch die an den Tischen rempelten Frauen aus dem ehemaligen Ostblock gesellen können, durchweg blond.
    Die Beobachtung der Spieler ist definitiv spannender als das Spiel selbst. Schicksale spielen sich dort ab: „Kann ich jetzt nächste Woche meine Verwandten am ZOB anholen oder eher nicht ?“ Oder „Gibt es am Sonntag Fleisch oder wieder nur Suppe ?“.
    Sehr nett sind auch die Gespräche der Gäste, man kennt sich. Parallelen zu einem sonntäglichen Besuch bei Weitmann’s Imbiß sind nicht zufällig. Man ist menschlich, man spricht über das kleine Glück. Die ideale Fundgrube für Songtexte im Stile von Udo Jürgens.
    Nette Idee.
    Ich fahre dann man nach Baden-Baden, wenn ich ein Casino besuchen möchte. In Stuttgart würde ich bei einem etwaigen zweiten Besuch nur die Kamera und Quentin Tarantino suchen 🙂

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