Starke Promo-Aktion in den Königsbau Passagen Stuttgart

(Traumjobs 2012: 1. Was mit Medien. 2. Was mit Kühlschränken.) 

Wenn einem im Produktmanagement nix Neues mehr einfällt, schmeisst man einfach zwei Dinge zusammen, die es schon gibt: ein Telefon, mit dem man auch ins Internet gehen kann, eine Wurst, die gleichzeitig ein Gesicht ist oder eben ein Frischkäse, der nach Schokolade schmeckt. Und wenn einem dann immer noch nix einfällt, wie man das Ganze verkauft, dann macht man eine Promotion und sorgt im wahrsten Sinne pro Motion – für Bewegung im Regal. So geschehen und gesehen am Samstag in den Königsbaupassagen.

Die Königsbaupassagen! Ein Phänomen, über das noch zu reden sein wird. Alles strange, außer natürlich Blumen Fischer, offizieller Narzissen-Lieferant von kessel.tv. Oben Ligne Roset mit den Kleinwägen unter den Sofas. Die allerdings ziehen gerade um in die Augustenstraße, wo neulich schon ein armer Hirbel mit einem „Ligne Roset Parken hier“ Schild stundenlang Gäste bei einer Eröffnungsveranstaltung begrüssen musste. Der Trend geht weg vom Schild und hin zum Studenten. Stichwort Kackjobs.

Wegen Umzug gibt’s beim alten Ligne Roset derzeit mächtig Rausverkauf, wobei das saubequeme und wiederentdeckte Lümmelsofa Togo immer noch ein Vermögen kostet. Gäb’s natürlich auch bei eBay. Da aber verratzt und durchgepupst. Bei aller Liebe, aber Second Hand Sofa ist wie Sperrmüll: da haben sich vielleicht genau an der Stelle Fremde gepaart, wo du mit dem Sabbermund während dem ZDF Fernsehgarten einpennst.

Wenn Ligne Roset jetzt rausgeht aus den Königsbaupassagen – was ein langes Wort, nennen Insider die eigentlich KöBauPa? – dann darf man gespannt sein, was reinkommt. Momentan gibt’s architektonisch in Stuttgart ja genau zwei Möglichkeiten: ein Casino oder eine neue Mall. Das wäre dann spannend – die Mall in der Mall in der Mall.

Dann hätten wir oben in den Passagen noch Tobias Grau mit schönen, unbezahlbaren Leuchten. Hab mal gelernt, dass das nicht Lampe sondern Leuchte heißt und bin seitdem in diesem Punkt meine eigene Autokorrektur.

Kann es eigentlich sein, dass das Einkommen der Besucher der Königsbaupassagen mit dem Stockwerk abnimmt? Und dass das Absicht ist? Das Obergeschoss für die Oberschicht und das Erdgeschoß für die Erdschicht? Im 2. OG Saturn – würde ich gerne vermeiden. Geht aber nicht immer. Ich brauche halt öfter mal ne Platte als ne Designer-Leuchte. Wenn zum Beispiel am 1. Juni die neue Gotthard kommt, ist es mit mp3 nicht getan. Gerade bei Hardrock aus der Schweiz möchte man die Texte ja im Booklet mitlesen können.

Saturn sollte man alleine schon wegen der menschenverachtenden Werbung boykottieren. Wenn mich mein Bäcker so anschreien würde, wie es diese Handelskette in TV und Radio tut, würde ich nicht mehr hingehen. Da vermisst man ja fast schon das Radio-Photohaus Lerche. Die ja auch nicht gerade für Freundlichkeit berühmt geworden sind, sondern für ihre Startaufstellung auf der Königstraße: Große Lerche – Mittlere Lerche – Kleine Lerche.

Beim Plattenurgestein Karl-Heinz Ratzer habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich nur eine Mainstream und nicht sieben angesagte Indie-Platten kaufe. Gehe ich vor lauter Schiss vor der Blamage dann lieber gar nicht mehr hin.

Zwei Freunde von mir haben mal im WOM gearbeitet und immer schöne Anekdoten von den Plattenkäufern mit nach Hause gebracht. Mit dem Algorithmus „je mehr Wochenende, desto weiter weg her die Kunden, desto dümmer die Fragen.“

Eine Dame wollte mal eine Single der Band MTV – so hatte sie es sich vom Fernsehbildschirm abgeschrieben. Beste Bestellungen waren aber: „Ich hätte gerne die neue von Merei Kerei.“ Und: „Ich such ne Band namens Reggae against the machine.“

Ja, sowas Ähnliches suche ich auch: a machine against reggae, die RAM davon abhält, immer genau dann Calipso-Disco zu machen, wenn ich gerade reinkomm.

Sonst glänzt dieses Stockwerk der Königsbaupassagen noch durch einen Nanu?Nana!, viel mit Haare und Nägeln und den entsprechenden Verlängerungen und durch den dm Markt Erzfeind Rossmann. Bei dem es allerdings die Original US-Pretzels mit Senfgeschmack gibt und der als einziger Creme 21 führt. Beides lecker. Und dann wäre da noch Base. Die Gebrauchtwagenverkäufer des 21. Jahrhunderts („Wollen wir uns zusammen mal Ihr Telefonie-Verhalten anschauen? Und sehen, was im All-Flat für Sie noch an Freiminuten drin ist?“)

Im Erdgeschoss dann Fashion. Sagt man ja so heute. Wir hätten noch Mode gesagt, unsere Eltern Klamotten und deren Eltern Oaziehsacha. Seit neuestem gibt’s auf dieser Etage auch Flatscreens an der Decke mit Nachrichten in Form von n24 Schlagzeilen. Ganz ehrlich: wenn ich dort Ladenbetreiber wäre, wäre ich stinkig, wenn ein Zapfenstreich in Berlin meine Laufkundschaft von meinem Schaufenster ablenken würde.

Hotalo ist weg- oder besser umgezogen und an der Stelle ist jetzt ein Chiquita Fruchtladen. Was in der Nahrungskette ja tatsächlich eine Verbesserung darstellt.

(Nebenerwerbsquelle Bub im Kühlschrank. War aber laut eigener Aussage „Gut drauf“ und wurde nach 60 Minuten ausgewechselt. Für ihn kam Hajnal.) 

Am Samstag war dann besagtes Erdgeschoß die Showbühne für eine Promotion von Philadelphia und Milka. Wo doch Butter + Nutella eigentlich nicht zu schlagen sind. Freue mich aber trotzdem schon auf weitere Kollaborationen im Food-Bereich wie Scheiblette-Ferrrero Rocher, Camembert-Twix und die Antwort aus Waldenbuch: Ritter Sport Gorgonzola.

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10 Comments

  1. Apropos Anfragen im WOM. Vor langer, langer Zeit in München hat ein ca. dreizehnjähriger Klassenkamerad seine Mutter in den WOM geschickt, sie möge ihm von dort doch die Platte „Ah Be eins acht“ von den Ärzten zum Geburtstag mitbringen.
    Der Plan ist leider nicht ganz aufgegangen. 🙂

  2. says: Marcus

    Startaufstellung auf der Königsstraße: Große Lerche – Mittlere Lerche – Kleine Lerche… ich brech weg.. wie oft bin ich von Lerche zu Lerche getingelt, wenn es ne bestimmte Platte oben nicht mehr gab… von Groß zu Mittel und zur Not eben auch noch zu Klein.. einself!!

  3. Ins alte Büro kam manchmal der Matze Holtmann und hat vom Lerche Chef Bernd-Thomas Lerche stark vergünstigt große Elektrogeräte bekommen.
    Gut war auch der Standard: Beim Barth hören (mit den Duschkopfhörern am Ende der stoffummantelten Kabel) und bei der Lerche kaufen.

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