Abschied: 15 Fucking Years U-Turn

Bimmelingeling. Am Freitag verabschiedet sich die Partyreihe U-Turn in den Vorruhestand. Rente mit 15. Besser als mit 63, wenn vodkabullmäßig eh nicht mehr viel läuft. Und bevor nun gleich wieder nach Berlin gezogen wird, weil Stuttgart jetzt voll kacke und/oder Provinz wird: es war die freie Entscheidung der Veranstalter, die Partyreihe nach 15 Jahren zu beenden.

Also, bitte noch mal Tassen hoch für U-Turn. Und dann rein in die Hall Of Fame – zu all den anderen Clubs und Veranstaltungen, die’s nicht mehr gibt.

Weil wir keine Doofies sind, wissen wir ja auch, dass in dieser Hall Of Fame viele Würdenträger sind, die aufgrund ihrer kurzen Laufzeit gar keine richtige Chance hatten, überhaupt kacke zu werden. Und auch einige, die wir nur so toll finden, weil es sie nicht mehr gibt und früher prinzipiell immer alles besser war. U-Turn hat 15 Jahre lang seinen Dickschädel durchgezogen. Obwohl das jetzt ein bisschen nach Luft- und Raumfahrttechnik klingt: erst in der Röhre, dann im Universum.

Mich hat das hysterische Drum’n’Bass-Breakbeat-Geratter bei U-Turn immer ein kleines bisschen irre gemacht, hab‘ mich aber trotzdem gefreut, wenn ich dort auf dem kleinen Floor Punkerzeug auflegen durfte. Und zumindest damals in der Röhre war das eine wirkliche Aufgabe, nur für echte Teufelskerle und Draufgänger.

Manchmal freue ich mich nämlich auch, dass es die Röhre nicht mehr gibt: Denn nie wieder wird eine ahnungslose Band ihre Pizza in diesem Backstageraum hinter der Bühne essen, während die Ortskundigen hinter vorgehaltener Hand kichern. Nie wieder wird da drin gaygetunnelt oder Platten aufgelegt.

Kein annähernd Gescheiter oder Wissender hätte sich in dieser zugeschimmelten Backstagekammer auch nur eine Sekunde länger als nötig aufgehalten – oder dort gar Nahrung zu sich genommen. Schimmel, Sporen, Pilze, Moder, Schmodder, Mief, der Geruch von nassem Stein – alles drin. Und halt der kleine Floor.

Schwäbische Wissenschaftler haben neulich in einer Studie herausgefunden, dass diese Ecke so gammelig war, dass man alleine durch das Betreten der Örtlichkeit vier Monate Lebensleistung abgezogen bekam. Gemütlich war’s aber irgendwie trotzdem.

U-Turn, Freitag, 13. Februar, 23 Uhr, Universum, Charlottenplatz

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5 Comments

  1. says: kutmaster

    Das Ding hiess bei uns nur „die Champignon-Zucht“. Hatte nach jedem Abend da drin schlimmes Kopfweh – kann aber auch an den Getränken und den Kippen gelegen haben. Irgendwann durfte man glaub bloss noch da drin rauchen, was der Luftqualität dort auch nicht gerade zuträglich war.

  2. says: Herr Cut

    Kann mich an keine Uturn ohne Kopfschmerzen erinnern. Hat man wohl für umsonst mitbekommen. Schade, war ne schöne Zeit und musikalisch und Publikum technisch immer ne schöne Abwechslung.

  3. says: afro-dieter

    Hab die U-Turn so 4 Jahre mitgemacht, die Mischung aus D&B mit Ragga/Dancehall war perfekt.
    War aber tatsächlich egal, ob man im Mainfloor an schweißgetränkten Unterhemden vorbei musste oder im Schimmelfloor an der Wand lehnte bzw. einfach nur atmete 😀

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