„Die Welt wird schöner, dank Baba’s Döner“

Dem Baba seine Serviette. Foto: Jutta Von Teese

Die Hündin hat Prinzipien: der erste Haufen des Tages wird romantisch im Park gedrückt. Der letzte Haufen: auf dem grundsätzlich vollgemüllten Grünstreifen an der Wagenburgstraße. „Für die Streetcredibility“, sagt sie immer. Und ich räum ihre Hinterlassenschaften dann in eine Tüte und versenke sie an der Bushaltestelle im einzigen Mülleimer auf 500 Metern.

Die Nachbarschaft ist ansonsten top: Biobäcker, BW-Bank, Plattsalat, Versicherung, Unverpackt-Laden und Massage-Studio. Diversität! Die Sportsbar Mon Ami ist auch super. Seit Jahren nehme ich mir vor, da mal reinzulaufen und dann „Bonjour, Sportsfreunde!“ zu sagen. Habe ich natürlich noch nie gemacht.

Nächster Vorsatz: mir mal einen Döner bei „Baba’s Döner“ rauslassen. Das Franchise-Dings von Rapper Massiv ist neu am Platz. „Rapper“ schreibe ich, obwohl ich noch nie gewissenhaft irgendwas von dem angehört habe. Drei Staffeln „4 Blocks“ mit ihm in der Rolle als Latif Hamadi, da war ich aber gerne dabei. Was die Rap-Kunst angeht, werde ich mir das auf jeden Fall mal nach der Pandemie anhören. Der Baba-Slogan „Die Welt ist schöner, dank Baba’s Döner“ klingt schon mal nach großer Poesie.

Die Lebensmittelbeschaffung am Eröffnungswochenende von „Baba’s Döner“ war eher schwierig: Da stand ab 12 Uhr eine 300 Meter lange Schlange mit größtenteils sehr freundlichen und geduldigen Jugendlichen, die halt auch Döner wollten. Letzte Gassirunde, 21 Uhr – immer noch Rudelwarten. Sonntagabend dann, letzte Pipikackarunde: immer noch 20 Meter Schlange. Hoffentlich andere Leute als am Vortag.

Irritiert bin ich, dass bei der Eröffnung Döner für 1 Cent rausgehauen wurde – „Leute, das ist doch Marketing“, meinte dazu der lokale Chef des Ladens, Martin Lakimii, in einer Insta-Story. Trotzdem: Für mich als Körnerfresser ist das, als würde man ein Tier gleich nochmal umbringen und dann noch die Hinterbliebenen auslachen. Habe mir natürlich trotzdem vorgestellt, wie ein Gangster mit 600 Euro-Schein bezahlt und fragt „kannste rausgeben?“.

Ich hoffe trotzdem, dass jemand den Leuten gesagt hat, dass Massiv da jetzt nicht jeden Tag hinterm Tresen steht und Zwiebeln schneidet. Hab mir aber dennoch ein paar super Fragen vorbereitet, falls er doch mal da ist:

„Oi, Baba isch hon da mol a Froch!“
oder
Hey, warst Du vom Erfolg von CRUISEN damals auch so überrascht?“
oder
„Deppenapostroph?! Dein Ernst?!“
oder
„Baba, Babo, Boba Fett – kommst Du manchmal auch voll durcheinander?“

Und ich hoffe natürlich, dass man bei „Baba’s Döner“ nicht ausgelacht wird, wenn man einen vegetarischen Döner will. Oder, dass sie auch Halloumi, Pide, Börek und das andere geile Zeug haben.

Wie ich das geschmacklich überschaue: Die Döner am Eröffnungswochenende waren entweder sehr reichhaltig belegt oder nicht sooo lecker. Denn da lag wahnsinnig viel Fleischgefutzel in der Nachbarschaft auf dem Boden herum. Also, nicht klar, ob’s rausgefallen oder weggeworfen wurde. Hündin hat letzten Umstand aber lobend erwähnt.

Super wäre jetzt noch, ACHTUNG BOOMER-CONTENT, wenn endlich mal einer ein paar Mülltonnen in der Wagenburgstraße aufstellt würden. Fehlt da seit Ewigkeiten, auch für Hundekackbeutel und das normale Ostleben. Ohne Döner-Franchise.

Und ohne „Kesselblaulicht“, das Stuttgarter Zentralorgan für besorgte Bürger (online), die zuerst letzte Woche wegen Baba’s den kompletten Zusammenbruch der Stuttgarter Infrastruktur befürchteten und sich jetzt über den Müll aufregen und Hundebesitzer vor Dönerfleisch auf dem Boden warnen.

No Shit, Sherlock. Wir wohnen hier das ganze Jahr, hier liegen immer Brezelteile und zerdepperte Vodkaflaschen auf dem Gehweg … und Döner hatten wir auch schon.

Shoutouts nochmal an den den Baba-Vorgänger am Platz:

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