Alte Party-Flyer: Stuttgart Nightlife History aus den 1990ern

Ich hab die Tage über Weihnachten genutzt, wie man das eben so macht, um bissle aufzuräumen und auszumisten. Dabei bin ich auf meine Kiste gestoßen, in der ich über die Jahre allerlei VIP-Pässe, Einladungen und Eintrittskarten gesammelt habe. Hier ein kleines Best of, nicht zum angeben, sondern um einen kleinen Einblick in die Vergangenheit zu geben. Those were the days.

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Die heilige Club-Dreifaltigkeit. Damit fing alles an. Nicht wirklich, aber in Stuttgart, für mich zumindest. Den ersten Besuch im Oz haben sowohl Martin als auch ich schon hier beschrieben.

Aus relativ aktuellem Anlass: Eine der ersten (oder die erste?) Engtanzfete. Nur mit Einladung, bei Brody im Büro und (Dub/Firma Bonn) Dirk statt André Herzer mit Andreas Vogel an den Tellern. Und Zoran Bihac auf dem Flyer.

Das erste Abseits war ja an der Rotebühlstraße Ecke Silberburgstraße (heute Billigfrisör), da war ich noch Stammkunde und wurde dann zur Einweihung an der Tübingerstraße eingeladen.

Hihi. War mein zweiter The Dome-Besuch in Stuttgart, als Four Music Mitarbeiter. War dann auch Backstage und bin mit der Band Echt am Tisch im Catering gesessen.

Hier hat meine persönliche Techno-History angefangen, Ende 1991 im Top Ten in Singen. Man beachte die vierstellige Postleitzahl.

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Muss auch 92 gewesen sein, eine der vielen Landdiscos, die wir auf der Suche nach der Technorunde abgefahren sind.

Da war das red dog schon zu, aber nach den Partys im Waldheim Raichberg hat man dann noch einen Ausflug aufs Boot nach Konstanz gemacht. War ne schöne Party, ich erinnere mich noch, dass wir im Bus diese neue Funktion „SMS“ auf unseren Handys zum ersten mal ausprobiert haben.

Yes Man, ich war dabei. Die ersten HipHop Open oben am Pragsattel, ich hab gearbeitet, Pressebetreuung, Backstage war in der Halle wo jetzt das Theaterhaus drin ist.

Legendär (wie so vieles) die Dream Factory Partys im Tier – von der Crew ist heute eigentlich nur noch Rick (Turntable Gossip) übrig geblieben. Weiß gar nicht wer bei der Party aufgelegt hat.

Das müsste die 10-Jahres-Party in der Villa Berg gewesen sein. Oder war das im Zapata und Villa Berg war fünf Jahre später?

Coole Partyreihe damals im Max-Kade-Haus, dem Studi-Wohnheim am Berliner Platz neben der Mensa. Geile Dachterrasse oben, Mitveranstalter war Thorre, später Resident bei der U-Turn.

Die heute ziemlich erfolgreiche Agentur Fullmoon hat so angefangen: Mit einer Party im Industriegebiet in Untertürkheim. Irgendwann kamen die Kollegen in (damals noch) Grün, wenn ich mich recht erinnere.

Keine Ahnung in welchem Jahr das war, schön idyllisch im NIL/Café am See mit dickem Line-Up und Gentleman noch mit Mr. davor.

Ja Kinder, schon vor SEMF und Kollegen gab es in Stuttgart Raves. Und mich wundert etwas dass man es damals schon Festival nannte. Fand zwei mal statt… erinnert sich noch jemand ans Line-Up?

Ein Club in Emmendingen bei Freiburg, sind wir ab und zu hin, riesengroß, fette Anlage.

In meinem ersten Oz-Jahr gleich mal Shamen-Konzert abgecheckt. Mr. C, der Frontmann von Shamen, ist heute noch als DJ, Produzent, Label- (Plink Plonk) und Clubbetreiber (The End, London) aktiv.

Kurzer Ausflug ins Musikgewerbe, Garbage im LKA, verliebt in Shirley Manson und als grandiose Vorband die Fun Lovin Criminals.

Gibt’s Future Funk eigentlich noch? Veranstaltet von Chris List, früher Prag, heute sitibi.

Mit „La Plage D’Amour“ haben Markus Fischer und Pit Lederle damals als erste „Mixed Music“ wieder cool gemacht. Tanzschule Fischer Lederle war die Nachfolge-Party, Stimmung war immer Bombe. Und bei der Party stand tatsächlich ne Kawasaki Rennsemmel auf der Bar.

Bevor Uwe Reiser den Aer Club gemacht hat, hat er sich im The Paris versucht, nur für Members, ich weiß gar nicht ob ich da überhaupt mal war.

Eine von verschiedenen Partys in der Radio-Bar, die unter der Fuchtel von Sven Fechner liefen. Gern halt auch mal „exklusiv“ und nur mit Einladung. Warum auch immer stehen hinten auf dem Flyer voll viele Namen von Nightlife-Heinis aus Stuttgart.

Den Club Havanna hat Brody veranstaltet, mit nem Ami-Jeep (oder was ähnlichem) als Promo-Auto und aufwändig dekoriertem Außenbereich.

Marlboro hat sich damals schon gute Sachen ausgedacht. Bei Robot Attack haben tatsächlich so ferngesteuerte Roboter gegeneinander gekämpft, und dazu gab’s Techno von Kenny Larkin und (viel zu klein auf dem Flyer) Aux 88.

Mein Lieblings-Fundstück: Selbst das Hi, der legendäre Club von Andreas Vogel und André Herzer in der Nadlerstraße (neben dem Döner vorne an der Schmalseite zwischen den zwei Hans-im-Glück-Gassen, Richtung People, weisch?) kennen viele schon nicht mehr.

Aber bevor der in der Location war, haben Ali und Basti Schwarz/Tiefschwarz im „Cabaret Boybox“ ne Party veranstaltet. Nur für geladene Gäste, selbstverständlich, jeder musste Eintritt zahlen, und es war tatsächlich ziemlich wild, bis irgendwann die Anlage ausgefallen ist und eine neue hergekarrt werden musste.

Auch legendär, aber eher legendär schlecht: Das Konzert von Tricky, auf den wir damals alle extrem abgefahren sind, in Ludwigsburg. Unser Homie Uli durfte Warmup-Auflegen, der Meister himself war dann eher ermüdend, oft mit dem Rücken zum Publikum, die Leute sind auf dem Boden gesessen und viele sind nach der Hälfte gegangen.

Keine Ahnung wann und wo das war. Im Oz?

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Die Legende. Mit Sume (später Prime) hat Sven Fechner, damals bzw. davor Erfinder und Herausgeber von Sub Culture, versucht, High-Class-Clubbing nach Stuttgart zu bringen. Und in der Radio-Bar gab’s irgendwann tatsächlich nen echten Champagner-Brunnen. Ok, war nur Sekt. Aber immerhin.

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Die Nachfolge-Posse von Motor City. Haben ab und zu noch Techno-Events gemacht. Ken?

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Großes Ereignis damals, Sonnenfinsternis am 11. August 1999. Wir standen an der Alten Weinsteige auf nem Dach mit Hammer Ausblick, leider hat es so geschifft, dass man nur die krasse Verdunkelung gesehen hat. Im bzw. vor dem Prag hat Sven Väth aufgelegt, und u.a. Pauls Boutique hat Brillen verteilt.

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Goldverleihung für das Esperanto-Album von Freundeskreis, im Punktum im Treffpunkt Rotebühlplatz (heißt heute anders).

Das war der erste Streich, demnächst kommt die andere Hälfte aus der Kiste, und dann hol ich noch die Flyerbox aus dem Keller.

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65 Comments

  1. says: Ken™

    Gleich mal klugscheissen:

    Das erste Abseits war nochmals zwei Häuser weiter in der Silberburgstrasse und ein ziemlich kleines Lädle… 😉

    Und 313 Entertainment war tatsächlich sowas wie der Nachfolger unserer Motorcity Parties…

  2. says: VanDamme

    War das aller-aller-erste „Abseits“ nicht in Ludwigsburg, wo der Winnie ja auch herkommt und trägt genau deshalb seinen Namen?

  3. says: martin

    geile sammlung und da sieht man mal wieder, dass du doch ein ganzes stück älter bist als ich 😛

    tricky z.b. war ich auch und ja, das war ja legendär schlecht, aber sowas von eine enttäuschung.

    http://kessel.tv/52-albums47-tricky-maxinquaye/#more-17302

    das war die erste masterstribe oder? ich meine bei der zweiten 1997 (?) gewesen zu sein, da war jedenfalls patrick pulsinger am start, mit seinem sluts, strings & 909 projekt. deswegen sind wir hin.

  4. says: martin

    hahaha

    noch ein ein comment von andreas vogel bzgl engtanz, den ich hier mal weiterleite:

    „Faktencheck: Die ersten zwei Engtanzpartys waren im Vegi Voodoo King. Das war immer auch die Geburtstagsparty von Zoran (Zoki), im Vegi Voodoo King war ich damals Geschäftsführer. Das Foto auf dem Flyer hat Zoran beim Tanzen eben da mit Maja Müller selbst gemacht (Selfie mit Analogkamera). Wegen des großen Publikumzuspruchs sind wir dann in Brodys Etage umgezogen. André ist ab ’99 mit Eröffnung des Hi miteingestiegen, da gab es dann sogar mal zwei Abende hintereinander Engtanzpartys.“

  5. says: stadtteil

    wenn man bedenkt, was zu der zeit sonst so auf die „raving society“ an djs losgelassen wurde war das masters tribe line up tatsächlich hochgradig besetzt. wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob richie hawtin wirklich aufgelegt hat, oder ob es nicht ein plastikman live-set war

    väth „ritual of life“ müsste im oz gewesen sein, weil die platte kam ja 94 raus und zu der zeit gabs in stuttgart ja eigentlich keine alternativen zum oz und das extra das longhorn oder irgend eine off-öocation gemietet worden wäre wäre mir nicht bekannt

  6. says: stavi

    Könnte man auch ne schöne längere Serie draus machen. Flyersammler zeigen Ihre drei liebsten/schönsten/bedeutsamsten Flyer und erzählen, was Sie damit verbinden.

    Wenn ich alte Flyer sehe, werde ich immer ein bißchen sentimental …

  7. says: Ken™

    @ stadtteil:

    und gerade weil die masters tribe so ein ambitioniertes line-up hatte, war sie zum scheitern in stuttgart verurteilt! 😉

  8. says: Whiskydrinker

    Das End in London hat schon seit 6 Jahren zu und Mr. C lebt schon seit geraumer Zeit in L.A..

    Gab mal ein ganz kurzweiliges Interview mit ihm, wo er viel über das End erzählt und für was das C in seinem Künstlernamen steht.

    http://www.residentadvisor.net/podcast-episode.aspx?exchange=69

    Leute mit Shamen-Shirt sollten sich das mal unbedingt anhören.

    Bekommt eigentlich noch jemand den Namen von der anderen Veranstaltung in der Schleyerhalle zusammen? Also der Rave, der nur einmal war. Ich sitze hier seit 10 Minuten und komme nicht drauf.

    Und wann kam eigentlich das Werbeverbot, dass die Partys von Marlboro und Konsorten unmöglich machte? Ich erinnere mich noch an die Zeit, in der in jedem Subculture mindestens eine Party pro Monat von Marlboro oder Gauloises im Kalender war.

  9. says: martin

    masters tribe war wirklich nicht sehr erfolgreich… glaub bei der zweiten party wo ich war, waren so 4500 bis 5000 leute? def. zu wenig. aber haben wir uns damals keine gedanken gemacht, sondern freuten uns über genügend platz 😀

    an den anderen rave kann ich mich gerade auch nur noch sehr sehr dunkel erinnern, und vor allem nicht wie der hieß.

    und bzg. werbeverbot tabak: noch nicht so lang, nämlich erst seit 1. januar 2007. okay, muste ich googlen 😉

    http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Tabakwerbung_und_Sponsoring.html

    aber ich weiß noch, dass wir uns bei SC lange über die guten tabakkunden gefreut haben. wollten zwar immer jede menge belegexemplare, aber sonst war es einfache kundschaft 🙂

  10. says: Thorsten W.

    Ok, aber als DJ ist Mr. C noch aktiv 🙂 The End ist tatsächlich der einzige Club in dem ich in London mal war… hat mir gefallen. Und ich finde The Shamen bis heute ziemlich gut.

    Marlboro hat früher tatsächlich die besten Partys gemacht, natürlich mit entsprechendem finanziellen Hintergrund. Die erste an die ich mich erinnere war Barbara Tucker im Unbekannten Tier…

  11. says: Ken™

    Meine Damen und Herren, nach einem Interview mit einem Zeitzeugen, kann ich ihnen den Namen des anderen Techno-Events in der Schleyerhalle präsentieren:

    Occupation Rave!

  12. says: Ken™

    Da war ich damals leider auch nicht. Ich weiss aber noch, dass der Rave vom Gustl Gensmantel organisiert wurde, der auch eine der ersten (oder vielleicht die erste) Afterhours (damals im Trance) veranstaltet hat. Der hat ja dann auch das THC (Theodor Heuss Club / Ex-On U) geschäftsführt…

  13. says: Ken™

    Da gabs Anfang der 90er doch auch noch so einen grösseren Rave im Forum in LB… Was war ich damal stolz wie Bolle als ich durch Zufall auf dem Parkplatz dem Uwe Hacker begegnet bin und ihm seine Plattenkiste tragen durfte und dafür umsonst reingekommen bin! ????

  14. says: BenDax

    Herliche Zeiten, erinnere mich gerne daran 🙂 Kam ja damals eher aus der gegend um Freiburg daher war Oktan natürlich ein muss hoch zum vibration (Forst), Kiwi, Gummibär waren da ja auch noch…. clubs in stuttgart war sowieso klar, Trance (Club) habe ich auch miterlebt….wie ich vor kurzem gelesen habe ist der Gustl ja auch noch ganz erflogreich mit seinem Label „Mystical Hunters Records“ Große raves habe ich in stuttgart nie besuch hat mich auch nie wirklich interesiert, der war ich glaube ich schon aus der Schweiz geschädigt….

  15. says: Frank

    ich habe mal ein paar Wochen im Trance gearbeitet in meiner Zeit war da nichts los.
    Gustl spendierte ein paar gratis Bananen und Kaffee – Konsequenz: niemand bestellte etwas zu trinken. Gustl war nach einer Weile ziemlich genervt. Selbst als ich mal 20 Freunde aktivierte war es immer noch langweilig dort. Wenigstens hielt mich die Erfahrung davon ab auf Bar-Jobs zu setzen.

  16. says: stadtteil

    @ken

    „und gerade weil die masters tribe so ein ambitioniertes line-up hatte, war sie zum scheitern in stuttgart verurteilt! ;)“

    mir ist es zu einfach immer nur stuttgart die schuld an allem zu geben. ich denke eher, dass zum einen die schleyerhalle der denkbar ungeeignetste ort für solch eine veranstaltung ist und zum anderen ist für eine ambitionierte veranstaltung der kleine ort immer die bessere wahl.

    deshalb fand ich zb eure partys im grossen bären immer super, im 2. m1 haben sie meiner meinung nach gar nicht funktioniert, weil die vielen leute, die eigentlich auf dem grossen floor ihren niedrigen anspruch besser bedient bekommen hätten zum kucken zu euch auf den kleinen floor gekommen sind und dort zu viel unruhe und verständnislosigkeit gegeüber der fantastischen musik reingebracht haben 😉

  17. says: Gregor

    …ganz dunkel erinnere ich mich noch an einen Rave im Busdepot in Cannstatt, war aber vor meiner Ausgehzeit und hab das nur im Radio mitbekommen.

  18. says: Frank

    ich hatte in Stuttgart immer viel Spaß — es gab halt bessere und schlechtere Zeiten…

    Bspw. nach dem ersten Masters Tribe kursierten Horrorstories von übertriebenen Kontrollen, stressiger Securities, liebloser Umsetzung etc.

    Dafür gab es unzählige schöne Momente im Tier, red dog, Prag…

    mit den End-90s Läden wurde ich nie so richtig warm.

  19. says: Thorsten W.

    Naja, so übertrieben waren die Horrorstories nicht… Wir wurden nach der Masters Tribe bei der Einfahrt nach Schorndorf (Afterhour im Nexus, blöd war die Polizei damals schon nicht) in einer Massen-Kontrolle angehalten.

  20. says: Frank

    mit „übertrieben“ meinte ich ja auch die Kontrollen = )
    Nach solchen Stories hatten viele keine Lust mehr auf Raves in Stuttgart.

  21. says: Whiskydrinker

    @martin: Also ich habe da noch einen Artikel in der Zeitung nach dem 2. Masters Tribe im Hinterkopf, den man guten Gewissens auf Drogen, Lärmbelästigung der Anwohner, Drogen, Raver und Drogen reduzieren konnte. Und danach erst war die Schleyerhalle generell für jegliche Raves gestorben.

    @Thorsten W.: War damals bei Barbara Tucker nicht auch DJ Pierre mit im Tier?

    @Gregor: Mit dem Depot in Canstatt habe ich auch noch was im Hinterkopf. Das war aber schon 92 oder 93.
    (Für die jüngeren Leser: Das ist da, wo heute die Straßenbahnwelt ist.
    Für die älteren Leser: Wer kennt den Plan noch aus seiner Kindheit? http://ssb-linien.de/dso/SSB-Plan-1982.jpg)

  22. says: stadtteil

    nach der party im depot hatte ich auch schon gefragt

    dieses smile ding verspricht ja ausserordentlich gruselig zu werden, wenn man dem namen des geschäftsführers mal hintergergoogelt

  23. says: andee

    Masters Tribe war auch mein 1. großer Rave 🙂 Ich hab auch noch ohne Ende Flyer & Co. daheim herumfahren – bestimmt 5 Schuhkartons voll…

  24. says: stadtteil

    naja der guetta spielt ja maximal ne stunde und mit nem hubschrauber bist du ja sofort in ravensburg / stuttgart.

    kein grund für ihn also an diesem tag keinen doppelschnapp zu machen. die frage ist nur: wer legt mehr kohle auf den tisch um ihn als headliner zu kriegen 😉

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