Als plötzlich Haschisch von der Decke rieselte

Mann-o-Mann, schon wieder Kultur. Gestern war ich wieder mal im Theaterhaus, zusammen mit meinem Kulturpartner DaSven. Benjamin von Stuckrad-Barre und Christian Ulmen haben aus Stuckrad-Barres Buch „Auch Deutsche unter den Opfern“ gelesen.

Eine Lesung also – nach der von Joe Bauer meine zweite überhaupt. Schee war’s. Wirklich. Super Sache! Das Publikum war so jung wie noch nie, als Sven und ich im Theaterhaus waren, viele bekannte Gesichter am Start – die rasende Reporterin Ariane von brezel.me/STZ, Leser JMO2, Medienmogul Hauber, usw.

Vorab muss ich sagen, dass ich ja Stuckrad-Barre überhaupt nicht ausstehen kann. Für mich ein kompletter Unsympath – auch wenn ich sein Talent neidlos anerkennen kann. Von Ulmen hingegen bin ich großer Fan – schon zu MTV-Zeiten und spätestens seit „Mein neuer Freund“. Der Abend versprach auf jeden Fall amüsant zu werden.

Angefangen haben die smart im Hemd gekleideten Herren dann gleich mal mit einem ordentlichen Stuttgart-Diss (gehört wohl dazu, wenn man als Künstler in Stuttgart auftritt – hat Serdar Somuncu ja auch gemacht). Von wegen sie hätten sich beim Essen im Blockhaus unterhalten, was man nach der Show noch in Stuttgart machen könnte – aber das wäre ja eine rein rethorische Frage. Ja, kann man schon machen.

Dann haben sie abwechselnd Texte aus Stuckrads (wie ihn Ulmen nannte) Buch vorgelesen, in dem er erzählt, wie er in Deutschland unterwegs war – auf der Fanmeile in Berlin, mit Westerwelle im Wahlkampf beim Polterabend von Udo Waltz. Und, wie gesagt, das kann ich neidlos anerkennen: Der Kerle kann schreiben! Sehr schön ausformuliert alles, sehr auf den Punkt, so sachlich und nicht hämisch, dass viele Situationen weh tun. Fremdschämen und so.

Aufgelockert wurde das Ganze durch wohl tatsächlich relativ spontane Gags zwischen den beiden, und als Stuckrad für einen Gag Zuschauer befragte (gehört wohl auch immer dazu), kam sogar DaSven zur Ehre, was zu sagen – was er (ist ja auch sein Beruf) ganz gut gemacht und gleich mal Stuttgart verteidigt hat.

Dazwischen kam dann noch mal ein ganz harter Stuttgart-Diss, als Stuckrad erzählte, dass er im letzten Jahr beim Bauerntag in Stuttgart war – ob denn jemand der Anwesenden schon mal da gewesen wäre, aber das wäre ja wohl Eulen nach Athen zu tragen. Das war böse.

Höhepunkt des Abends war auf jeden Fall, als plötzlich etwas auf Ulmens Seite von der Decke rieselte, als Stuckrad gerade las, was zu großem Lachen führte, was Stuckrad erst etwas irritierte, weil die Stelle, die er gerade las, eigentlich gar nicht lustig war. Die beiden schwankten dann bei der Untersuchung des Gerieselten zwischen Haschisch und Kekskrümeln eines Beleuchters. Sehr lustig.

Der ganze Spaß ging knappe 1 1/2 Stunden, ohne Pause, straight durchgezogen. Wie gesagt – super Abend, gute Unterhaltung, getoppt kann das nur noch von Rams und meiner nächsten Lesung werden.

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16 Comments

  1. says: JMO2

    Hab ich Thorsten doch richtig erkannt! War echt eine unterhaltsame Lesung, da gabs nix zu meckern. Einen Hauch besser als als der Vortrag bei der 1-jährigen kessel.tv Feier 😀
    Mit Stuckrad-Barre persönlich tu ich mich auch ein wenig schwer, aber seine Bücher mag ich sehr, Soloalbum und Livealbum hab ich schon X-mal gelesen. Und hab gestern noch kurz in sein aktuelles Buch reingelesen, das schon paar Wochen bei mir rumsteht, aber noch nicht angefangen habe. Da stimmt doch so ziemlich einiges an Stil und Sprache.
    Ulmen ist auch so einer, mit dem man nicht viel falsch machen kann. Alles in allem eine runde Sache und sinnvolle Sonntagabendunterhaltung

  2. says: Katjuscha

    Jo, war ne coole Sache. Und dass der Stuckrad ein arroganter Sack ist, wusste man ja eigentlich schon vorher. Dass er grandios beobachten und den schreibenden Finger da hinlegen kann, wo’s richtig weh tut indes auch. Also alle Klischees erfüllt.

    Neben der Keks/Shit-Sondereinlage fand ich das Merkel-Interview und die Lindenberg-Episode ganz groß. Was waren eure Highlights?

  3. Solche Lesungen können richtig genial sein. Ich war vor nem Jahr mit meinem Bruder im Theaterhaus, als Christoph Maria Herbst aus „Millionär“ vorgelesen hat. Das war ein richtig lustiger Abend. Am Ausgang stand ein super gelaunter CMH, der jedem noch ein Autogramm geschrieben hat! 🙂

  4. says: franzi

    mist, auch verpasst….
    im september kommt john irving ins theaterhaus, seine lesungen kann ich auch nur empfehlen! den verpass ich bestimmt nicht 😉

  5. says: Katjuscha

    In Sachen Popliteraten (wahrscheinlich würden sie mich für diese Kategorisierung steinigen) war mein Favorit jedoch kürzlich ein Abend mit Linus Volkmann & Nagel im KellerClub. Sehr intim (geschätzte 30 Gäste), sehr authentisch (schon vor der offiziellen Rauchpause angeschickert), weniger einstudiert und definitiv viel charmanter, wenn es darum ging, Stuttgart zu dissen.

  6. says: se

    wäre ulmen mit nagel auf lesereise aka unterhaltungsabende-tour gewesen,wäre ich auhc hingegangen! popliteratur stank schon immer 😉

  7. Pingback: Lexxy´s Welt
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