Ene, Mene, Dubbe, Dene: Kücken, Hase & Gerber

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Unser Lieblings-Einkaufszentrum hat wieder zugeschlagen. Während wir hier noch ganz hibbelig auf die versprochenen Echsen und Schlangen gewartet haben, zaubern die Werber vom Gerber Küken und Hase aus dem Hut.

Für die Grafik konnte man die 6c des Dillmann-Gymnasiums gewinnen. Für das emotionale Produktversprechen „Küken Hase Gerber“ den Kult-Autor von „Ficken. Bumsen. Quark. Alles für ’ne Mark“ und „Eine kleine Mickymaus ging in’s Rathaus“.

Ist das schon das tapfere Aufbäumen vor der Zwischennutzung? Oder ist es geniales Kalkül? Komm, wir machen was, das so gaga und dada und ballaballa ist, dass der Gerber-Watchblog kessel.tv darüber unbezahlt schreibt. Bloggen umsonst, Flair und Content gratis. Mediavolumen vervielfacht. Gerber goes steil & viral. Das wäre ja bei Paid Content die Rechnung mit dem Wirt machen, aber nicht bezahlen. Wenn das der Plan war: Chapeau!

Schon die geniale Promotion, dass man bei Euch 1 Stunde umsonst parken darf und sich dafür das gesamte Gerber-Flair gratis reinziehen kann, wie die große Cavos Koks-Platte, war aus Marketing-Sicht schlichtweg brillant.

Noch nicht ganz bis zu uns durchgesickert ist allerdings, was Ihr mit „Stuttgart-Shopping“ meint. Weil sowas ja normalerweise eher bei Ellwanger & Geiger angesiedelt ist. Mit einem tränenden Auge mussten wir auch feststellen, dass Ihr euch von Eurem bisherigen USP „urban“ verabschiedet. Wahrscheinlich, weil es zu viele Me-too Nachahmer gab. Die Urban-Stuben im Gerichtsviertel zum Beispiel.

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Eigentlich ja auch wumpe, ob Ihr in der Außendarstellung jetzt urban oder küken seid. Hauptsache Ihr bleibt innen, wie Ihr seid: leer. Denn wer wie ich eine Menschen-Allergie hat, für den ist Urbanes Shopping / Stuttgart-Shopping im Gerber ein Träumchen, weil man oft der Einzige ist.

Immer ist im dm eine zweite Kasse offen, aber selten ein zweiter Kunde da. Das macht es heimelig. Insgeheim träume ich sogar den Traum, dass ausgerechnet ich irgendwann der 100. Gerber-Besucher seit der Eröffnung bin. Und dann kommt Herr Gerber persönlich und überreicht mir ein Blumen-Bouquet und stempelt meinen Parkschein ab und ich darf eine weitere Stunde gratis parken und post-apokalyptisch bummeln. Wie in einem Zombie-Film von Danny Boyle.

Ein leeres Gerber zu Ende gedacht würde einen wunderbaren Ort des Rückzugs ergeben. Kontemplation is king. Die Meditations-Mall. Wo Du nichts findest, außer zu Dir™.

Alternativ-Vorschlag: Kollabo mit dem Kirchentag. Gräbele gesucht und Gerber gefunden. Wo sollen die ganzen Jünger beim Kirchentag ratzen? Warum nicht zwischen Intersport Vosswinkel und Kabel BW! Die Pooftüte ausgerollt, das Nachtgebet gesprochen und dann aber die Äuglein zu – morgen wird ein langer Tag.

Zurück zum Plakat: in der gleichen Liga wie das Keinohrküken mit der flippigen umgedrehten Jeans-Mütze spielt übrigens auch die Instore-Promotion dieser Woche: auf der „Aktionsfläche“ malte ein Graffiti-Künstler auf ein überdimensioniertes Plastik-Osterei die Worte „Stuggi Town“. Fällt mir nur geil ein. Und urban. Und irgendwie auch Traumpiraten. Und Verzweiflung.

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11 Comments

  1. says: MK

    genialer Beitrag… Bei mir ebenfalls den gleichen Eindruck erweckt beim vorbei fahren. Dazu kommt noch als ehemaliger Schüler des Dillmann Gymnasiums und Alumni-Swagger, dass die grafische Arbeit der Gerber-Crew tatsächlich selbst die Potenziale aus der Forststraße noch in neue Sphären hebt. Nicht mal nach 8 Räuberbanden um 13 Uhr im Hotzenplotz hätte das jemand für möglich gehalten…. chapeau Kollege Geiger!

  2. says: ChrisK

    Nicht nur das Stuttgarter Rathaus kommt aus dem Schwarzwald. Der urbane Abklatscht aus Sicht der Stunde-Freiparker-Zielgruppe aus der Metropolregion. Und zur Einstimmung wird auf der Fahrt in die Urbanität „Best of Panflöte“ von der letzten Shoppingtour Königstrasse Sommer 2014 gehört. Da fehlt nur noch der Ostermarkt mit Eierlikör nach dem Shoppen…

  3. says: Lellebebbel

    Situation gut erkannt (2+) und sprachlich eloquent umgesetzt (1-2). Da das Sterber in letzter Zeit bereits 2x gefeatured wurde wünsche ich mir eine weitere Analyse des Müllaneo Traffics. Nicht zuletzt aber die Promotion/Dokumentation der weitgehend unbekannten Non-Shopping-Areas (Golfen@Steinprügel?) (SWR3 Dance Night@LNDM?) (Doorpolicy@People?) sowie (Biertrinken@Palast?). Odd man out.

  4. says: Bruder

    HaHaHa …. wirklich sehr amüsant
    Enne denne dubbe denne, dubbe denne dalia, ebbe bebbe bembio, bio bio buff, … gerber!

  5. says: The Stand

    Ein herber Rückschlag für die Projektarbeitsgruppe Garnisonsschützenhaus – ein Haus der Stille reicht für eine Stadt der Größe Stuttgarts.

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