52 Albums/51: A Tribe Called Quest „Beats, Rhymes & Life“

Mir gingen zugegebenermaßen längst etwas die Ideen aus, über welche Alben ich noch halbwegs etwas persönliches schreiben konnte, also eine Platte mit der ich viel verbinde. Die wichtigsten waren abgehandelt.

Daheim stapeln sich zwar tonnenweise Vinyl- und CD-Alben, aber bekommen immer weniger Aufmerksamkeit weil man immer weniger Zeit findet, sich mit einem Album länger zu beschäftigen (Gespräche über Musik vs Zeit führe ich übrigens momentan öfters). Als man (scheinbar) weniger Musik zur Verfügung hatte, war das anders.

Für meinen letzten Beitrag dieser Serie, der eigentlich schon letzte Woche hätte kommen sollen (wir haben es bis auf die Weihnachtszeit und nun letzte Woche fast geschafft den wöchentlichen Rhythmus beizubehalten), stand ich zunächst wie der Ochs vom Berg und wenn ich nicht auf die Info gestossen wäre, dass ATCQs Debütalbum die Tage 20jähriges feiert, würde ich da auch heute noch stehen.

Dann schwankte ich kurz zwischen „Stakes is high“ von De La Soul und eben „Beats, Rhymes & Life“, zwei Alben aus demselben Jahr mit derselben Grundstimmung, entschied mich für Letzteres, weil es zum einen für mich das beste ATCQ Album ist (unter „Kritikern“, wer auch immer das sein soll, wird „The Low & End Theory“ am Höchsten gehalten), zum anderen weil es für mich für einen persönlichen wie musikalischen neuen/zweiten Abschnitt steht.

Ich habe das schon mal im Rahmen dieser Serie geschrieben: Bis zum Sommer 1996, mein Abi-Jahr, langte die Kohle meistens nur für Techno/House-Releases (also die Musik, die ich auflegen wollte). Da ich nach dem Abi sofort mit dem Zivi angefangen habe, war ich quasi auf einmal reich und konnte mehr öfters mal auch ein HipHop-Alben leisten. Das war die eine Seite.

Zudem ist mir speziell im Sommer 1996 aufgefallen, wie gut HipHop eigentlich (gerade wieder) ist. Rap war zwar meine Number One Schulhof-Mugge Ende 80, Anfang 90, aber im Zuge der Techno-Mania fristete die Musik ein Schattendasein.

Ich schnappte ab und zu etwas cooles bei MTV auf und kaufte aufgrund der genannten Problematik nur gaaanz selten mal etwas. Richtig drin war ich definitiv nicht. Klar, gerade ATCQ und De La Soul fand ich schon immer recht dufte, aber hatte letztendlich keinen Plan wo die gerade so stehen.

Und dann lief eines Tages im Sommer 96 folgendes Video auf MTV:

You on point Phife / 1nce again Phife / you one point Phife / 1nce again Tip / ….

Shit, damn! Das gefällt mir! Ich also ab in die Lerche und mir das Ding gezogen (auf CD, was soll ich mit HipHop Vinyl?). Ich meine es war mein erstes HipHop-Album seit fünf Jahren. Und der Soundtrack für den Hochsommer 1996, den ich als besonders schön in Erinnerung habe, auch wenn ich in der Gluthitze jeden Tag zum Vaihinger Wallgraben zur Zivistelle dackeln musste, der ersten Aufgabe nach der Schulzeit.

Abends sassen wir oft in irgendeinem Garten herum und haben „Beats, Rhymes & Life“ reingehauen. Diese unfassbare Lässigkeit, diese smoothe Atmosphäre, die mitunter J.Dilla zu verdanken ist, hat mich immer wieder von neuem in den Bann gezogen.

Im Nachhinein betrachtet könnte man das Album heutzutage fast schon als „Minimal-HipHop“ bezeichnen, lange vor Snoops „Drop It Like It´s Hot“, ein Beat, die stets präsente Snare, ein Sample und natürlich „my rhymes are harder than last nights erection“ – das wars.

Mein Lieblingslied auf dem Album war übrigens neben besagten „1nce again“ und der zweiten Single „Stressed Out“ recht schnell „The Hop“.

Ich hatte bis dato HipHop meist noch wesentlich brachialer im Kopf (remember Public Enemy) und z.B. auch die erste Wu-Tang-Welle (aus oben genannten Gründen) verpasst, aber „Beats, Rhymes & Life“ war für mich der Türöffner, um sich wieder für HipHop zu interessieren und vermehrt HipHop (nach) zu kaufen. Somit ist diese Geschichte auch ein Vorspiel zu meinem Jay-Z-Text vor über einem Jahr.

Bevor Thorsten nun nächste Woche das beendet war er angefangen hat, möchte ich abschließend nochmals sagen, dass ich die Serie, auch wenn sie vielleicht bissle nerdig war, ziemlich groß fand und danke an dieser Stelle allen Gast-Autoren für ihre tollen Texte und natürlich dicke Props an den Thorsten, der für 52 Albums wesentlich mehr getan hat.

Hier nochmals alle meine Beiträge in der Übersicht:

www.kessel.tv/52-albums3-gang-starr-moment-of-truth/

www.kessel.tv/52-albums06-prince-sign-o´-the-times/

www.kessel.tv/52-albums09-jay-z-reasonable-doubt/

www.kessel.tv/52-albums11-air-moon-safari/

www.kessel.tv/52-albums13-goldie-timeless/

www.kessel.tv/52-albums17-robert-hood-minimal-nation/

www.kessel.tv/52-albums20-public-enemy-fear-of-a-black-planet/

www.kessel.tv/52-albums23-massive-tone-kopfnicker/

www.kessel.tv/52-albums25-beastie-boys-ill-communication/

www.kessel.tv/52-albums29-mos-def-talib-kweli-are-black-star/

www.kessel.tv/52-albums31-trentemoller-the-last-resort/

www.kessel.tv/52-albums34-roisin-murphy-ruby-blue/

www.kessel.tv/52-albums37-beginner-blast-action-heroes/

www.kessel.tv/52-albums43-the-chemical-brothers-exit-planet-dust/

www.kessel.tv/52-albums47-tricky-maxinquaye/

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9 Comments

  1. says: DaSven

    Bei Facebook würde man „I Like“ drücken. War eine super Serie und ich hoffe Thorsten setzt ähnlich wie Du noch ein weiteres Highlight an den Schluss des Projekts.

  2. says: skp

    (unter „Kritikern“, wer auch immer das sein soll, wird „The Low & End Theory“ am Höchsten gehalten) – seh ich auch so, Low End Theory hat von der Bedeutung musikalisch einfach mehr Impact. Das erste Album ist trotzdem groß.

  3. says: cHiller

    jaaaaaa! schönes ding! mein favorit bleibt ihr erstes werk, aber die hier kommt direkt danach. war auch die erste platte (ääähh CD) von denen, die ich gehört habe. damals über meinen bruder, der zum glück immer ein paar feine ami-rap CDs da hatte, als ich Gefährliches Halbwissen (und Konsorten) hoch und runter gehört habe…

    Mein Lieblingstrack (gerade) übrigens Get a hold:
    http://www.youtube.com/watch?v=zR6w37J5A5o
    Wie es heißt hat Dilla den Beat in ca. 12 Minuten zusammengebaut. Wer das (geniale) Sample kennt wird diesbezüglich erstmal garnichts mehr glauben…

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