52 Albums/16: A Tribe Called Quest – „People’s Instinctive Travels and the Paths of Rhythm“

Mein erster CD Player war ein sogenannter „Portable Digital Laser Disk Player PD-10“ von Goldstar – ein riesengrosses, hässliches Ding mit Trageriemen, in das man, sollte man das mit dem „portabel“ tatsächlich ernst nehmen, ganze 8 AA Mignon Batterien stopfen musste um zwei Stunden Musik auf Kopfhörer zu spielen.

Ich hatte ihn, glaube ich, irgendwann 1989 geschenkt bekommen und mich natürlich grossartig darüber gefreut. Ich war sozusagen Up-to-Date, auf dem neuesten Stand der Technik – das einzige Problem stellten die Preise dar. Kostete eine LP damals 15 – 16 Mark, musste man für eine CD das Doppelte berappen, was mir als 14-jährigem Schüler nun nicht gerade entgegen kam.

Zum Glück hat etwa zeitgleich in Ludwigsburg ein CD-Verleih aufgemacht, bei dem ich mir, mit ein paar Freunden, natürlich sofort einen Mitgliedsausweis mit unterschriebener Haftungs- und Erlaubnis-Erklärung unserer Eltern besorgte. Damit waren wir bereit – der Plan lautete wie folgt: wenn fünf Leute je eine CD ausleihen und sie sich dann untereinander auf Kassetten kopieren, gibt’s für jeden ganze fünf Alben für kleines Geld. Raubkopie 1.0.

Natürlich sind wir schnell Stammkunden geworden und der Besitzer freute sich immer über neue Kauftipps von uns Schnorrerkindern, schliesslich kannten wir uns inzwischen zumindest im HipHop-Genre ziemlich gut aus.

Eines Tages stand nun eben dort eine brandneue Import-CD (die waren damals in länglichen grossen Pappschubern verpackt) mit einem ziemlich buntem Cover und einem ellenlangen, für uns damals unaussprechlichen Namen drauf: A Tribe Called Quest – People’s Instinctive Travels and the Paths of Rhythm.

Aha – alles klar. Das war also der Erstkontakt. Die darauf folgenden Wochen säuselten wir bloss noch „Bonita Applebum“, liessen unsere „Wallet in El Segundo“ liegen und lachten über das „Luck of Lucien“ (Insider: Hey yo Tip, what’s wrong with snails?).

Q-Tips nasale Stimme und die, für damalige Räp-Verhältnisse sehr neuen und freshen Jazzbeats schlugen genau in eine Kerbe, mit der wir uns als Lower-Mittelstands-Kids aus Kornwestheim irgendwie identifizieren konnten. Kein Posing, keine Goldketten, keine teuren Klamotten oder blöde Angebertexte.

Damit haben ATCQ sofort bei mir gepunktet und ich bin lange Fan geblieben – zumindest bis zur ersten Solo-Platte von Q-Tip. Ich weiss, das hört sich jetzt ziemlich schmierig an, aber als er da mit Pelzmantel und den typischen HipHop-Video-Girls im Clip rumtänzelte, ist in mir ein kleiner Teil meiner Jugend-Ideologie gestorben. „Sellout“ haben wir früher dazu gesagt.

Das Tape das ich damals anfertigte, besitze ich übrigens immer noch und ein Bild davon hängt heute als Collage – mit anderen Kassetten aus unserem CD-Verleih-Deal – im Tape Club in Berlin. Vielleicht hat’s ja mal einer gesehen. Sagt ’nen lieben Gruß von mir!

Inzwischen sind CD-Verleiher gesetzlich verboten, portable CD Player sowie Audiokassetten längst Schnee von vorgestern und ich nenne neben der Original CD auch das Album als MP3 mein Eigen. Seit damals 1990, als wir einen Sommer lang jeden Tag fast nichts Anderes auf Repeat abgespielt haben, hat es für mich keinen Deut an Coolness verloren.

Ich gehöre nämlich eher zu den Leuten die sich schnell an Sachen „überhören“ – diese Platte geht jedoch immer, auch im Club.

Can I kick it? Yes you can!

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14 Comments

  1. says: Gregor

    …ich bin auch nach LB zum CD ausleihen, war das so ein Laden in nem Industriegebiet mit angeschlossener Videothek ? Hab mir da immer die Trancemaster Compilation geholt.

  2. says: martin

    oh krupa! des hättsch dir auch noch bis nächsten dienstag verheben können… 😉 gut dann haben wir halt mal zwei die woche, zwar nicht ganz im thorsten sinn aber mein gott… sind ja nen lockerer blög

  3. says: martin

    oder so. aber feini textchen hat unser kleiner krupa rausgelassen. übrigens auch ein schönes album, aber mein atcq favorite ist nicht obiges und auch nicht „the low & end theory“ oder „midnight marauder“ sondern – vielleicht mögen das einige mit dem kopf schütteln – das eher zurückhaltende „beats, rhymes & life“

  4. says: spack

    na hallamarsch ihr tröten! wasn das? hmm..ja geil, hinterhof, strange irgendwie..bla. hää? also aufn punkt gebracht: atcq war wunderbar zu seiner zeit, keine frage… und ich find ja euern blog im grunde ganz nett und ab und zu les ich sogar was. aber was mir hier wirklich immer mehr aufn sack geht sind die schwülstigen kommentare alà „hm..war ich auch, kenn ich, find ich alles supa dupa jungs“…neeee soviel selbstaufgabe dreht mir den magen um und erinnert mich an den kommentar eines freundes: „mein dickdarm gehört mir – ihr schleimer!!“ vielleicht schreibt jetzt mal einer was neutrales…was zum thema und nich weiter so ne ‚wow, style, cool scheiße….bitte freunde – danke.

  5. says: kutmaster

    na hallamarsch du tröte! erstmal herzlichen glückwunsch, das du es geschafft hast, den kinderschutz auf papas rechner auszuschalten! das zeugt von intelligenz und wir wären dir natürlich auch sehr dankbar, wenn du es einrichten könntest, sie hier auch zum tragen zu bringen…bitte freund – danke.

  6. says: cHiller

    Och, hatte mich jetzt schon auf eine Jubiläums-ausgabe dieses Meisterwerks gefreut, tjo…

    Da ich damals allerdins noch nicht hier rumlungerte, muss ich hier auch noch mal die einhellige Meinung über diese Platte bestätigen! Starkes Stück von Anfang bis Ende mit einer ziemlich faszinierenden Samplewahl, die allein ein Highlight ist! (Hat immerhin den enormen Hype um RAMP’s „Daylight“ ausgelöst…)

    Sonst stimme ich noch Martin zu mit seiner Hervorhebung von „Beats, Rhymes & Life“ (Dilla Fanboy, ich erwähnte es mal…), muss allerdings zu Q-Tips Solo-Versuch hinterherschieben, dass er es mit seinem letzten Werk ja zum Glück mehr als wieder gut gemacht hat!

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