„Endlich offen“ – Rundgang durchs neue Stadtpalais

Stadtmuseen aka Heimatmuseen wirken oftmals etwas vergilbt. Das liegt auch mitunter daran, dass manche dieser Einrichtungen schon 800 Jahrzehnte lang existieren und kein Geld da ist, die Ausstellung bei Zeiten neu zu gestalten.

Dort ein Glaskasten mit konservierten Trachten, da ’ne verrostete Heugabel, ein Raum mit einer (aus heutiger Sicht) viel zu niedrigen Küche aus den 1950er Jahren, ein paar Emaille-Schilder und weiterer Glumbatsch, der zuvor irgendwo noch in einer Scheune rumlag. Meine Mutter liked das in der Regel. Ich geh‘ sterben.

Ins neue Stuttgarter Stadtmuseum gehste nicht zum Sterben. Da gehst du hin, bis selbst aktiv und erfährst was über deine Stadt und kommst ohne Staub auf den Schultern wieder raus. Und zwar ein breites Publikum, was Gründungsdirektor Torben Giese immer wieder betont („Museum für alle“), von ganz jung, mässig jung, mittelalt, alt, ganz alt. Man muss auch mal was gut finden.

Das wäre jetzt wieder so ein Fall. Positive Überraschung dieses historische Haus, das ab diesen Samstag am Charlottenplatz eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Zukunft schlägt, das sehr multimedial und interaktiv aufgezogen ist, viele gute Ideen verarbeitet und viel wow liefert. Einfach oben in der Galerie die Bilder anschauen, weil: Wir haben die Bilder.

Einziger Wermutstropfen: Ich hätte mir etwas mehr alte Stühle und rostige Schwerter als Exponate gewünscht. Vielleicht so einen ganzen Raum voll.

Spaß.

Und da isser, der HipHop!!!1!!!!1!!

Es war ein langer Weg bis zu diesem Samstag, dem 14. April, an dem Stuttgart – endlich – sein eigenes Stadtmuseum bekommt, weil etwas Geschichte hat diese Stadt doch zu erzählen. Bisschen mehr als Gerlingen zum Beispiel und die haben ein seit Jahrzehnten oder gar seit Jahrtausenden ein Heimatmuseum.

Allein seit dem Richtfest im Oktober 2015 ist auf diesem langen Weg einiges passiert: Neuer Direktor, Verschiebung der Eröffnung, Architektur-Preview, Palais der Kolchose, Palais des Techno und jetzt in der Zielgeraden noch bisschen Logo-Beef (we call it Stadtpils). Bereits 40.000 Leute sind bislang dank der ganzen Opening-als-Prozess-Aktionen durchs Stadtpalais marschiert. Ja, die Wände sind immer noch in Birke.

Und sowieso hat es von der Idee eines Stadtmuseums in Stuttgart bis zu Eröffnung 18 Jahre lang gedauert, erwähnten gestern beim Presserundgang die drei Redner Torben Giese (Gründungsdirektor), OB Kuhn und Kulturbürgermeister Fabian Mayer. God bless the United States of Stadtarchiv Cannstatt. Da waren (und sind) bislang die städtischen Exponate eingesperrt und ein Teil davon durfte jetzt raus in die frische, neue Stadtpalais-Luft.

Fabian Mayer betonte die weiteren wichtigen städtischen Entscheidungen, damit das Stadtpalais ein Erfolg wird: Der Eintritt ins Stadtpalais ist bis auf die wechselnden Sonderausstellungen im 2. OG immer frei.

Genauso wichtig: Es gibt einen ganztägigen Gastronomiebetrieb, drinnen wie draußen, und so heißt das dann auch, „drinnen & draußen“, powered by Wagenhallen, die ja schon das Wilhelmspalais in der Phase zwischen Bücherei und Umbau zum Stadtmuseum zwischengenutzt haben.

Der Gastrobereich eröffnet ebenso an diesem Samstag und bieten zukünftig vom kleinen Frühstück am Morgen über warme regionale Spezialitäten mittags und abends bis hin zu ausgesuchten Weinen, Bieren und Cocktails bis spät in die Nacht, Facebook-Seite steht auch schon.

Das Stadtpalais feiert ab diesen Samstag, 14.04. (Doors 10 Uhr) eine Woche lang ein Eröffnungsfestival. Mehr dazu in einem weiteren Post die Woche. Einen Eindruck vom Museum bekommt man in der obigen Galerie und weitere Infos unten in der offiziellen Pressemitteilungen. 

Facebook-Seite 
www.stadtpalais-stuttgart.de

Pressemitteilung Stadtpalais

Jetzt geht’s los! Am 14. April öffnet das StadtPalais – Museum für Stuttgart seine Türen für alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter. Gefeiert wird das neun Tage lang mit dem Eröffnungsfestival „Welcome to your StadtPalais“. Erstmals gibt es die ständige Ausstellung „Stuttgarter Stadtgeschichten“ sowie die große Sonderschau „Sound of Stuttgart“ zu sehen.

„Ein ganz besonderer Ort ist hier in Stuttgart entstanden – nicht nur für das Museumsangebot, sondern für die ganze Stadt. Es waren die Bürger selbst, von denen die Initiative zum Stadtmuseum ausging, und es sind auch die Stuttgarterinnen und Stuttgarter, die einen Großteil der Exponate gestiftet haben und jetzt aufgefordert sind, sich diesen Ort neu zu erobern. Wenn man durch diese schöne Ausstellung geht, sieht man, wie Stuttgart zu dem geworden ist, was es heute ist und welche Besonderheiten unsere Stadt auszeichnen. Städte werden immer mehr zu Orten der Identitätsbildung. Insofern ist das neue StadtPalais höchst aktuell, und aus ihm kann neue Kraft wachsen“, sagte Fritz Kuhn, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart, im Vorfeld der Eröffnung. Am 13. April wird er im Rahmen eines Festakts das Haus eröffnen.

Auch Kulturbürgermeister Dr. Fabian Mayer freut sich endlich den neuen Kulturstandort für die Bürgerschaft öffnen zu können. Mayer ist überzeugt: „Das StadtPalais rückt nicht nur räumlich, sondern auch kulturell in das Herz unserer Stadt. Der vom Gemeinderat beschlossene freie Eintritt wird uns helfen, unsere Vorstellungen eines urbanen, offenen und zielgruppenübergreifenden Museumskonzepts Wirklichkeit werden zu lassen. Im Verbund mit Gastronomie und Veranstaltungen wollen wir das Palais als ein zentrales Haus für die Stuttgarter Stadtkultur etablieren.“ Am 14. April um 10 Uhr schließt der Kulturbürgermeister gemeinsam mit Museumsdirektor Dr. Torben Giese die Türen für die Öffentlichkeit auf. Und es heißt: „Welcome to your StadtPalais!“

Nach einer intensiven Planungsphase, dem aufwendigen Umbau des Hauses und einer mehrmonatigen Zwischennutzungszeit hat die Stadt nun einen Ort, an dem sich alles um Stuttgart und seine Bewohner dreht.

„Das StadtPalais legt den Fokus auf die Geschichte, Gegenwart und Zukunft Stuttgarts. Wir wollen ein Haus sein, in dem man entdecken kann, in welcher Stadt man eigentlich lebt, aber auch inspiriert wird, darüber nachzudenken, wie das Stuttgart sein soll, in dem man leben möchte“, sagte Museumsdirektor Dr. Torben Giese.

Diese Ausrichtung des Hauses zeige sich bereits in den Veranstaltungen der Eröffnungswoche und werde auch in Zukunft fester Bestandteil des Museumsprogramms sein. „Die ganze Stadt ist eingeladen, diesen neuen Ort der Begegnung und des Austauschs zu entdecken. Hier kann man sich vernetzen, über die Vergangenheit lernen, die Gegenwart erleben und die Zukunft diskutieren“, so Giese.

Das StadtPalais versteht sich als offenes und einladendes Haus für alle: Jung und Alt, verschiedene Nationalitäten, Menschen mit und ohne Behinderung – im Fokus steht, was alle verbindet: Stuttgart als Stadt, als Wohnort, als Heimat.

Alle Besucherinnen und Besucher des StadtPalais sollen sich wohl und willkommen fühlen: So gibt es etwa einen großen Kinder- und Familienbereich. Inhalte werden lebendig und für alle verständlich erklärt, für das Erleben der Ausstellungen sind keine besonderen Vorkenntnisse nötig. Das gesamte Haus ist barrierefrei zugänglich, für Sehbehinderte gibt es ein Leitsystem.

Im Museum für Stuttgart arbeiten Menschen mit psychischen Behinderungen aus der Werkstatt des Rudolf-Sophien-Stifts gemeinsam mit Nichtbehinderten erfolgreich Seite an Seite im Besucherservice, am Empfang, im Ticketservice und in der Ausstellungsaufsicht. Dies ist kein Experiment, sondern gelebte Inklusion.

Das Herz des StadtPalais ist die ständige Ausstellung „Stuttgarter Stadtgeschichten“. Sie beleuchtet die städtische Geschichte seit Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Im riesigen Stadtmodell wird Stuttgart zum multimedialen Erlebnis. Die interaktiven Stationen „Geist“ und „Gestalt“ lassen Gebäude und Dinge aus Stuttgart ihre Geschichte erzählen – vom Filderkraut bis zum Schloss Solitude.

Stücke aus den letzten 200 Jahren Stuttgarter Vergangenheit entfalten in den Jahrhunderträumen ihre authentische Magie. Alles dreht es sich um die Fragen: Was macht Stuttgart so besonders? Wie waren und sind die Stuttgarter denn nun? Und wie wird man eigentlich zum Stuttgarter?

Im StadtPalais werden die Stuttgarter zu Erzählern ihrer eigenen Geschichte. Mit dem Mediaguide können Besucher auf Video-Tour durch die ständige Ausstellung „Stuttgarter Stadtgeschichten“ gehen – zusammen mit berühmten und unbekannten, kleinen und großen, armen und reichen Stuttgartern. Alle Erzähler – vom Hip-Hop-Musiker bis zum Trottwar-Verkäufer – haben ihre Lieblingsstücke ausgewählt und erzählen von ihrem ganz persönlichen Stuttgart.

Auch junge Besucher ab etwa acht Jahren können mit dem Kindermediaguide die „Stuttgarter Stadtgeschichten“ erkunden. Kinder der dritten und vierten Klasse der Stuttgarter Galileo Grundschule übernehmen die multimediale Führung. Klebepunkte an den Vitrinen markieren die Lieblingsstück der Grundschüler. Alles Wissenswerte über diese Objekte haben die Schüler selbst für den Mediaguide zusammengetragen – von Kindern für Kinder!

Augen zu, Ohren auf – so das Motto der Erlebnisausstellung „Sound of Stuttgart“. Hier ist es dunkel, damit sich die Besucher voll und ganz auf das Hören und den Klang der Stadt einlassen können. Es gilt akustische Phänomene rund um den Hörsinn kennenzulernen und zu erfahren, wie der „Sound of Stuttgart“ klingt.

Man erlebt, was Körperschall bedeutet, lernt, wie Lärm und Gegenlärm sich auslöschen können – und hört ganz genau hin: Welches Geräusch macht eigentlich die Stille? Welches der Kräherwald? Und wie unterschiedlich klingt Stuttgart bei Tag und bei Nacht. Am Ende kann man Stuttgart mit den eigenen Händen selbst vertonen. Die Ausstellung wird zum urbanen Science-Center für den Sound der Stadt.

Im Salon Sophie fragt das Zukunftsbarometer „Stuttgart und Du 2038“ die Besucher nach ihren Erwartungen für die eigene Zukunft und die der Stadt Stuttgart. Werden Sie 2038 in Stuttgart leben? Ist Stuttgart 2038 autofrei? Werden Sie im Stuttgart des Jahres 2038 immer noch die Kehrwoche machen? Mit den Antworten der Besucher entsteht eine Art Stimmungsbarometer: Die Zukunftsampel im Zentrum der Ausstellung wertet die Abstimmungsergebnisse live aus und zeigt, wie optimistisch die Stuttgarterinnen und Stuttgarter in die Zukunft gehen.

Auch auf der Fassade des Wilhelmspalais tut sich was: Die Eröffnung des Museums macht aus dem Wohnhaus des Königs ein Haus für die Stadt und seine Bürgerinnen und Bürger. In der fassadenfüllenden Lichtskulptur entern die Stuttgarterinnen und Stuttgarter als „LichtGestalten“ ihr StadtPalais. Vor allem nachts entsteht so ein spannendes Wechselspiel zwischen Architektur und Skulptur, das auch nach außen hin aus dem königlichen Gebäude ein StadtPalais werden lässt.

Auf die jüngsten Besucher des StadtPalais wartet mit dem Stadtlabor im Gartengeschoss ein eigenes Reich. Auf der Kinderbaustelle „BAU MIT“ werden sie hier zu Städteplanern, Architekten, Ingenieuren und Handwerkern ihrer eigenen Stadt. Bauhelm auf, dann kann das Spiel beginnen. Wer am Glücksrad an der feuerroten Litfaßsäule dreht, bekommt seinen Bauauftrag. Ob Mehrfamilienhaus mit Garten oder schiefer Turm von Schwaben – aus riesigen, farbigen Schaumwürfeln und Kartonbausteinen entsteht ein Stuttgart, das wir so noch nicht gesehen haben.

Und schließlich erwacht die Stadt zum Leben: Alle 20 Minuten schaffen Geräusch- und Lichteffekte eine besondere Kulisse für die erbaute Welt. Danach heißt es: Ring frei für die Abrissbirnen! Mit Schmackes wird die Stadt zerstört, bevor das Spiel von Neuem beginnen kann.

Mit der Eröffnung des StadtPalais geht auch die Museumsbar „drinnen & draußen“ an den Start. Betrieben wird die neue Gastronomie im Wilhelmspalais von den Machern der Kultur- und Eventlocation Wagenhallen. Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter können sich auf ein vielfältiges Angebot freuen – vom kleinen Frühstück am Morgen über warme regionale Spezialitäten mittags und abends bis hin zu ausgesuchten Weinen, Bieren und Cocktails bis spät in die Nacht.

Getreu dem namensgebenden Motto dürfen die Gäste „drinnen & draußen“ Platz nehmen: Man sitzt entweder im Foyer des StadtPalais, im Außenbereich Richtung Urbanstraße oder, ganz unkompliziert, einfach auf der historischen Treppe vor dem Palais. An den Wochenenden planen die neuen Betreiber zusätzliche Veranstaltungen für die Palais-Besucher.

Während des Eröffnungsfestivals ist der Eintritt in die Ausstellungen, für die täglich mehrmals stattfindenden Führungen sowie für alle Veranstaltungen kostenfrei. Ausnahmen sind die Palais-Partys ab 22 Uhr.

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