Baba und foi net: Daheim in Bad Gastein

Verlängertes Wochenende im Salzburger Land. Umgeben vom Nationalpark Hohe Tauern im dornröschenschlafenden Bad Gastein. Und wieder mal als Souvenir die rhetorische Frage mit nach Hause gebracht: Wie gut ist denn bitteschön Österreich?

Nenn mir ein Land, in dem es an der Agip einen Frauen-Autowaschtag gibt, wo die Dame am Donnerstag den Wagen für weniger Schilling als der Herr waschen darf. Und an der gleichen Agip steht im Kühlregal Marille gespritzt von Pago. Ob es noch arg viel besser geht, hab ich gefragt?!!!1!!!?

Marille gespritzt. Die Aprikosenschorle unter den Kaltgetränken. Und ein weiterer Beweis dafür, wie man es in Österreich versteht, Gäste glücklich zu machen. Als ich klein war, war Österreich schon das Größte, weil Pferde + Bäche + Bauernhöfe + Kaiserschmarrn.

Gut, Pago Marille gespritzt gab’s seinerzeit noch nicht – aber dafür Keli und Schartnerbombe.

Zwei Limonaden, die sich damals schon ein Kopf an Kopf Rennen auf der Kinderzunge lieferten, welche die ultimative Alpenbluna werden würde. Und am besten trank man erst eine Keli und dann eine Schartnerbombe und aß dann noch eine ganze Packung Manner Schnitten hinterher. Weil man es konnte und weil Ferien fürimmer waren.

Als Kind glaubte man nach ja noch, dass alle Menschen so freundlich sind wie die Österreicher. Und musste dann beim Aufwachsen feststellen, dass nicht alle Menschen Österreicher sind. Und ja, auch, dass nicht alle Österreicher freundlich sind.

Die allermeisten sind aber schon super darin, Gast zu geben. Was ja sicher kein einfacher Job ist. Deshalb eine tiefe Verbeugung vor allen, die ihn gut machen. Und ein inniger Handkuss an diejenigen, die das dazu auch noch gerne machen.

Paradebeispiel dafür ist das sehr geschätzte und hier schonmal hoch gelobte Haus Hirt in Bad Gastein. Und das Schwester-Hotel, das Miramonte. Zwei zweite Wohnzimmer, wenn man einmal da war.

Schwester-Hotel deshalb, weil es vom gleichen Betreiber-Paar geführt wird. Und man an beiden Orten das Gefühl hat, bei Ike und Evelyn zuhause zu sein. In einem sehr, sehr schicken Zuhause.

Das nennt sich dann beim Fremdenverkehrsamt offiziell Design- und Boutiquehotel. Und beides ist weder richtig noch verkehrt. Weil Design ja, und Boutique wahrscheinlich auch, und bestimmt auch Hideaway und Hipsterspot. Aber zum Glück nicht nur und nur wenn man will.

„Berlin-Mitte in den Bergen“ hat ein Blog über das Haus Hirt geschrieben. Zum Glück ja gerade nicht, möchte man denen nach Hamburg rufen. Zum Glück ja gerade viel familiärer und null affektiert und weder cool noch kühl, sondern „Servus, schön, dass Ihr da seid“ bei der Anreise und „Baba und foi net“ – wenn man wieder geht.

Eine Reise ins Haus Hirt ist, als würde man gute Verwandte, die einen Premiumplatz im Herzen und sehr beneidenswerte Berufe haben, besuchen – und ein bisschen zu lange bleiben, weil man so gar nicht mehr weg will.

Zuhause angekommen schaut man dann sofort, ob es nicht eine Abkürzung gibt nach Bad Gastein. Weil man natürlich gleich wieder zurück will. An diesen kleinen, feinen Platz mit der ausgeprägten Empathie für seine Gäste. Und mit den versteckten Plätzen, die wirken, als hätte man sie nur für dich versteckt.

Wie das kleine Kultur-Outlet vom Haus Hirt und Miramonte an der Kaiser Wilhelm Promenade. Ein Raum, der irgendwann mal etwas anderes war – vielleicht der Gurgelraum für Kurgäste – und der heute immer mal wieder etwas anderes ist:

Mal Galerie, mal Yoga-Space. Überhaupt wird neue Nutzung groß geschrieben und spannend praktiziert in Bad Gastein: befeuert von einer Handvoll Vor- und Querdenkern wird da das historische Wasserkraftwerk zum Ausstellungsraum oder der Gipfel des Stubnerkogels zum Yogastudio.

In dieser Mischung aus alt und neu und schräg und schön kann es dann gut passieren, dass man sich mitten im Anfang eines Witzes wiederfindet: Sitzen ein Künstler, ein Gastronom, ein Möbelproduzent, ein Fotograf und die Gastgeber in einem verschwenderisch gestalteten Bücherzimmer mit Blick über das Gasteiner Tal und philosophieren zusammen über die Österreichische Nationalmannschaft.

Ein ganz normaler Abend in Bad Gastein, wo man auch gerne mal in Friedrich Lichtenstein rennt. Und feststellen darf, dass er nicht nur supergeil ist, sondern vor allem supercool und supernett.

Sowas – und die unnachahmliche Atmosphäre – machen Bad Gastein im Allgemeinen und die Häuser Hirt und Miramonte im Besonderen zu zwei echten Juwelen im Marillenparadies Österreich. Oder wie es die FAZ schreibt: „Ein Haus wie dieses kann man nicht suchen, man muss es finden.“

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