Wahlwerbung Landtagswahl 2011 in Baden-Württemberg

Jungs und Mädels, am 27. März wird gewählt. Landtagswahl in Baden-Württemberg (oben übrigens ein offizielles Motiv der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg). Wahrscheinlich so spannend wie schon sehr lange nicht mehr. Nach gefühlten 150 Jahren besteht eine echte Chance, dass nicht mehr die CDU Regierung und Ministerpräsident stellt. Stuttgart 21 macht’s möglich, wir kennen die Geschichte.

Seit einigen Tagen hängen auch die obligatorischen Wahlplakate. Und ich muss sagen: Mich kotzt das so dermaßen an. An jeder Straße grinsen mich diese Fressen an und ich muss mich immer wieder unweigerlich fragen, ob die für die Wahlwerbung Verantwortlichen ernsthaft glauben, dass ich Kandidat X wähle, weil ich seine Fresse auf einem Plakat am Straßenrand sehe.

Bei der letzten Bundestagswahl hatte ich ja kurz Hoffnung, aber wurde bald wieder eines Besseren belehrt: Immer noch, so wie seit gefühlten 150 Jahren, scheint man der Meinung zu sein, dass Politiker-Gesichter das Ding verkaufen. Verstehe ich nicht. Was sagt mir das Gesicht? Ist der Politiker (die Politikerin) sympathisch? Ist er jung oder alt? Runzlig oder geliftet? So what? Komplett austauschbar. Komplett.

Gut, kann man sagen, ist ja klar. Man sieht einem Menschen natürlich (natürlich) nicht an, ob er von der CDU oder von der SPD kommt. Klar. Nur: Das Erschreckende ist, dass es bei den so genannten „Themenplakaten“ auch nicht so ist. Komplett austauschbar. Phrasen, die gefühlt 150 Jahre alt sind, abgedroschen und langweilig.

Diese beiden Erkenntnisse möchte ich mit einem kleinen Spiel demonstrieren: Ich hab mir die Mühe gemacht, aus den aktuellen Plakaten der vier großen Parteien Namen, Logos und Farben raus zu retuschieren. Und als Bonus gibt’s noch Fotos von Kandidaten. Nicht die Spitzenkandidaten, das wäre ja einfach, sondern Kandidaten aus den Wahlkreisen (ich glaube überwiegend Stuttgart). Die Namen finden sich im Bildnamen, aber das hilft natürlich auch nicht weiter.

Und jetzt geht’s los:
Welches Plakat gehört zu welcher Partei? Gut, ist teilweise vielleicht nicht so schwer, die ein oder andere Partei hat es tatsächlich geschafft, eine Art Corporate Design zu schaffen, das auch erkennbar ist.

Aber dann wird’s schwer:
Welcher Politiker gehört zu welcher Partei? Macht keinen Sinn? Genau! Macht so viel Sinn wie meine geliebten Politiker-Gesichter-Plakate.

(Wer spickeln will: Das Designtagebuch hat eine sehr schöne Analyse der BW-Wahlplakate. Und ab dem 28. Februar gibt es auch wieder den Wahl-O-Mat zur leichteren Wahlentscheidung.)

Zum Nachgucken:
CDU
Die Grünen
FDP
SPD

Und dann gab’s zum Thema die Woche noch diese Geschichte – und ich weiß wirklich nicht was peinlicher ist. Die Aktion von der CDU oder die besserwisserische Schadenfreude von der SPD:

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26 Comments

  1. says: kutmaster

    Fett, endlich kann ich mal haten: Die SPD Plakate sehen aus wie aus dem letzten Jahrhundert und die ganz schlimmen Freisteller der FDP Plakate lassen mein Zahnfleisch schmerzen, wann immer ich sie sehen muss. „Auswahlkante weichzeichnen“ ist halt nicht immer ausreichend… und die SED äh Linke, naja, früher hiess sowas Bleiwüste.

    Die CDU setzt bildtechnisch anscheinend auf Rentner (erinnert bissle an Inkontinenzwerbung) und die Grünen machen Werbung für Teenies…

  2. says: luckspray

    Als Ex-Stuttgarter verfolge ich Euren Blog mehr oder minder regelmässig. Schön was Ihr da ausgegraben habt und Euer Eintrag trifft meine Meinung komplett – niemand will die Fressen sehen 🙂
    Ist es bei euch in Stuttgart auch so geregelt, das während der 6 Wochen in denen die Fratzenparade die Stadt verschandelt keine Plakate für Veranstaltungen aufgehängt werden dürfen ? So hat es nämlich meine, mehr oder weniger neue, Heimatgemeinde Konstanz geregelt. Das ist doch Demokratie pur 😀
    Und zu den Wahlplakaten, die Krawattenfarbe hilft meist beim enträtseln 😉

  3. says: kutmaster

    in Stuttgart darf glaub eh bloss eine Firma legal Plakate für Veranstaltungen aufhängen. Alle anderen kriegen von denen ne Abmahnung.

  4. says: lœpäng

    Finde die Analyse des Designblogs ehrlich gesagt ziemlich schlecht. Hat in einigen Punkten mit Corporate und Wahrnehmung von Plakatwerbung sicher recht. Aber der Autor gibt sogar in den Kommentaren zu, den „Designquantensprung“ der FDP als Bewertungskriterium mit aufgenommen zu haben. Dabei ist die Arbeit neben handwerklichen Schwächen zusammen mit der CDU-Kampagne einfach nur billiger Getty-Masterfile-Corbis-Klickibunt-Weichzeichen-Schrott der jede Klitsche abspulen kann gespickt mit „Mir sind subbr“-Parolen.

  5. says: martin

    kommste mal krupamässig um 16:00 uhr ins büro und was legen dir die kollegen hin? spendenschreiben von der CDU, mit überweisungsformular und einer anleitung „10 gute Gründe für die CDU zu spenden“.

  6. says: Corbin

    kann es sein, dass die zwei Jungs illegal über die Busspur zwischen König- und Marienstrasse abkürzen und das auch noch in Bild und Ton festhalten? Mal schauen wann es die erste Anzeige gibt, weil die das doch nicht dürfen 😀

  7. says: martin

    was mir noch bei der spd aufgefallen ist, da hat man sich wohl konsequent für drei schlagworte in typogröße 6 pro kandidat geeinigt. neulich ne trulla gesehen. „engagiert, zuverlässig…“ und konsequent glaub war das dritte. oder vielleicht doch kinderlieb? i don´t know. hat mich umgehauen.

  8. says: alx

    Vor allem wird hier ganz einfach vergessen was wirklich wichtig ist und das ist die politische Arbeit. Es ist mir total egal wie der jenige aussieht, so lange dessen politische Arbeit in Ordnung ist. Was passiert aber mit dieser Plakatkleberei in den Köpfen der Masse? Es wird gewählt was gefällt. Ohne zu hinterfragen. schade…

  9. says: martin

    auf auf der anderen seite muss aber man auch fragen, was ist die alternative ist als die städte mit fressen zu überziehen? ich wüsste jetzt auch nicht wie ich eine partei und ihre kandidaten an die frau oder mann bringen könnte. aber gut, nicht mein job, prinzipiell kann man sich schon mal was anderes, moderneres einfallen lassen.

  10. says: Thorsten W.

    @Corbin: Dachte ich auch erst, aber ist ein Taxi, sieht man an der Anzeige im Rückspiegel. Wobei man wiederum fragen kann, warum der Kollege mit dem Taxi vom Wilhelmsplatz (SPD) zum Rotebühlplatz (CDU) fahren muss.

  11. says: tutsi

    komisch, komisch, der mappus ist auf keinem plakat. auf dessen konterfei verzichten sie bewusst – krass, wenn den wahlkampfstrategen und dem ministerpräsi klar ist, dass die fresse niemand haben will. dafür schickt mappussy bettelbriefe für den wahlkampf an stuttgarter unternehmen.
    oben bleiben.

  12. says: jochen

    @ tutsi
    Mappus hat demletzt in nem Interwiew (SWR) gesagt, dass sein G’sicht schon noch auf vielen Plakaten sein wird. Man soll sich darauf gefasst machen, hat er gemeint…

  13. says: martin

    die piraten arbeiten mitunter auch nach dem typischen fressenprinzip, hab ich gerade gesehen. aber halt auch mit reinen typo-plakaten und sprüchen wie: „keine wahl ohne cdu-spenden skandal?!“ hat man vor der cdu-zentrale auf der theo platziert

  14. says: Simon

    Ich habe mal von einer Studie gelesen, in der schweizer Schulkinder die Sieger von französischen Regionalwahlen zu 80% richtig vorhergesagt hatten – und zwar ANHAND DER FOTOS, und nichts Anderem!!! Die Kinder wählten einfach denjenigen aus, der am freundlichsten wirkte…!

    Mich hat das ein wenig pessimistisch gestimmt, denn offenbar scheinen auch Erwachsene nach dem optischen Eindruck von Sympathie/Antipathie abzustimmen. Nur darf man den Mappus dann nicht vorne drauf setzen 😉

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