Schon vor einigen Monaten, glaub kurz vor Weihnachten, ist mir die Gruppe Polnischer Abgang bei Facebook aufgefallen. Mittlerweile treten auch immer mehr meiner Kontakte ein und die scheinbar aus MĂŒnchen initiierte VersammlungsstĂ€tte ist zwischenzeitlich auf circa 26.000 Mitglieder angewachsen.
Ich musste dabei als erstes an eine kleine Diskussion mit Schowi vergangenen Sommer denken. Wir standen damals im Romy S. und haben uns ewig unterhalten, ĂŒber dies und das, Clubs, Musik etc, und nach einer gefĂŒhlten Stunde meinte er, puh, jetzt wĂ€re er mĂŒde (klar der Ram hat ihn auch weggelallt) und er glaube, er mĂŒsse jetzt dann bald nen Polen machen.
Ăh, what?
Ha, den Polen machen! Polnischer Abgang! GruĂlos davonschleichen, einfach abhauen, ade, ihr könnt mich alle mal am Arsch lecken.
Den Polen machen? Jonger, das hab ich noch nie gehört, sagte ich, das heiĂt doch den Franzos’ machen! Auf französisch verabschieden und so.
What (2)? Das hĂ€tte er wiederum noch nie gehört – oder wollte es aufgrund französischen Wurzeln noch nie gehört haben. Nach kurzem Schlagabtausch was nun “richtig” sei, musste ich meine Freundin als VerstĂ€rkung holen. “Du, wie heiĂt das, wenn man gruĂlos ausm Club abhaut?” “Ha den Franzos’ machen!” rief sie. Yes!
In Berlin, wo Schowi bekanntlich mittlerweile lebt, bedient man sich ausschlieĂlich der Redewendung den Polen machen, meinte er. Erdkunde-versiert wie er ist, erklĂ€rte er sich die verschiedenen Floskeln vielleicht auch aus der NĂ€he der jeweiligen Grenzen. Sprich Stuttgart liegt nĂ€her bei Frankreich, Berlin an Polen.
Das könnte sein. In der FB-Gruppe selbst steht: “Die Bezeichnung des polnischen Abgangs leitet sich von der Redewendung âsich davon stehlenâ ab.” Und wer stiehlt? Klar, NUR die Polen. Remember early Harald Schmidt auf Sat1.
Und warum den Franzos’ machen? Weil er, so das weit verbreitete Vorurteil, scheinbar sowieso dauerunfreundlich ist (was ich nicht bestĂ€tigen kann) und somit auch nicht ordentlich tschĂŒss sagen kann?
Wie auch immer: Ich selbst mache gerne mal den Franzos’ oder nun halt den Polen.
Meine persönliche Alternative: Ich glaub ich mach jetzt nen Aal. Die Floskel kennt aber fast keiner. Ăh, was machst du?
FB-Gruppe Polnischer Abgang, auf der nÀchsten Seite noch die Gruppeninfos
Der polnische Abgang zĂ€hlt zur klassischen Risikosteuerung. Er dient der Schadensbegrenzung beim Clubbing: der Handelnde (temporĂ€rer Pole) muss sich aus gesundheitlichen GrĂŒnden dem fortgeschrittenen, hedonistischen Treiben kurzfristig entziehen.
Die mentale und/oder physische Kraft, andere davon in Kenntnis zu setzen UND gar noch davon zu ĂŒberzeugen, ihn NICHT von seinen PlĂ€nen abzubringen, ist Ă€uĂerst risikobefangen. Der polnische Abgang ist die einzige sichere Chance, ohne erhebliche Verluste aus der Szene ‘rauszukommen.
Polnischer Abgang:
Bedeutet sich heimlich davon zu machen ohne sich von anwesenden Personen verabschieden zu mĂŒssen. Die Bezeichnung des polnischen Abgangs leitet sich von der Redewendung âsich davon stehlenâ ab.
Die goldenen Regeln:
1. Verhalte dich unaufÀllig.
2. Kein schlechtes Gewissen.
3. Weihe niemanden ein.
4. NĂŒtze den Moment.
5. Ein angekĂŒndigter polnischer Abgang = tschechischer Abgang.
6. Dreh dich nicht um.
7. Handy aus.
also fĂŒr mich ist und bleibt es auch der französische abgang…
beides noch nie gemacht haben.
wobei den franzos’ machen deutlicher cooler klingt als den polen machen đ
Ich kenn es nur als “Polnischer Abgang”
hab ich beides noch nie gehört đ
Also fĂŒr mich ist es auch der französische Abgang.
Beim Polnischen denke ich schon ehr an ” Auf Privatparty gehen und beim gehen GetrĂ€nke fĂŒr zuhause einpacken”
hab das schon oft praktiziert, wusste aber bis vor kurzem auch nicht, das es dafĂŒr eine extra bezeichnung gibt ;-)….allerdings hört sich ‘den französischen abgang machen’ irgendwie sympathischer an!
ich hab vom rick gelernt das man es französichen abgang nennt…
aber ich habe diesen schon jahre praktiziert bevor ich wusste wie man das nennt…
ja, die franzosen sind ja auch die besseren menschen
ich kenns selbst auch als Polnischen Abgang.
Interessante was ich zu dem immer wieder fest stelle.
ich merke es nie wenn die leute das durch ziehn.
In der einen Sekunde ist man noch im GesprÀch mit der Kumpel. Dreht sich ganz kurz zur Bar um sich das Bier zu holen. Keine 30 Sekunden vergangen bis zum wieder zu wenden des GesprÀchspartner. Nur ist dieser wie vom Erdboden verschluckt, un-auf-findbar!
Regel 4. Nutze den Moment.
Wie oft ist mir das aber selber auch schon passiert. Plötzlich muss man einfach gehen. Vom Moment des Gedanken “ich muss weg” bis zur HaustĂŒr bekommt man selbst nichts mehr mit. Aber man ist sicher daheim gelandet. Hat eventuell noch das Weizenglass vom Palast in der Hand und es ist sogar noch halb voll. đ
im hause re.flect nennt man das “einen hauber machen” đ
ich kenn auch nur “den franzos machen”.
eine logische erklĂ€rung dafĂŒr ware eventuell diese hier, die ich irgendwo im netz gefunden habe:
Sich auf Französisch empfehlen oder sich französisch verabschieden heiĂt, nicht den Vorderausgang zu nehmen, sondern sich durch das Fenster, die HintertĂŒr oder andere Möglichkeiten zu entfernen. Kommt aus der Galanterie, wo der Galan (Liebhaber) nicht vom Ehemann erwischt werden wollte. Wird auch in anderen Situationen gern getan.
im englischen ĂŒbrigens: to take french leave
Oooooooh, ich habe bisher immer gedacht, einen Franzos machen heiĂt Liebe machen gehen đ đ
Okay, jetzt ist auch das klar…
das unangemeldete abhauen wird glaub auch gern nach personen benannt, die sowas öfter mal machen. ich kenns u.a als “nen zwirner machen”.
Also ich hab das auch noch nie gehört, weder das eine noch das andere. Aber wie nennt ihr eigentlich Nicht-GrĂŒĂer? Ich nenne die kleines GruĂwunder.
philthy, das stimmt… ist mir auch schon aufgefallen.
nicht-grĂŒsser? das sind die so genannten “stoffel” wie schon mein vater zu sagen pflegte.
je nach zustand praktiziere ich auch den polnischen/französischen Abgang đ
weiteres hintergrundwissen, von einem leser gefunden:
sich französisch verabschieden = heimlich weggehen
…umgangssprachlich, veraltet; Eine respektlose Haltung, die man den Franzosen im 18. Jahrhundert unterstellte: Dass sie Feste und Feiern verlieĂen, ohne sich bei der Gastgeberin oder dem Gastgeber zu verabschieden. Eine entsprechende Wendung gibt es auch in England (“french leave”) und in Spanien (“despedirse a la francesa”). In Frankreich dagegen sagt man “filer Ă l’anglaise” (wörtlich: sich auf Englisch verabschieden)
Gibts auch nen Libanesischen Abgang? So mit “Schau mal, die knutschen schon wieder” – wegdrehen und ab…
Ganz klar: Nen Franzosen machen…
Dessen hab ich mich sicher auch schon ab und zu mal schuldig gemacht.
Kenn auch nur nen polnischen Abgang, hatte noch nie vom französischen Abgang gehört.
bei mir auch ganz klar polnischer Abgang…vom franzosen hab ich auch erst durch die fb gruppe gehört…
Ich wusste bisher auch nicht, dass es ein Wort dafĂŒr gibt – aber ich mach das auch ab und zu. NatĂŒrlich nur im Nachtleben, nicht bei Privatpartys oder so đ
kurze anmerkung:
ES IST KEIN POLNISCHER ABGANG; WENN MAN DIESEN ANKĂNDIGT! logisch oder?
dann ist es nÀmlich ein tschechischer abgang!
kein witz….
schöne grĂŒĂe aus
Hamburg
@peter: siehe am ende des artikels die goldene regel nr. 5.
logisch oder? đ
Danke – wart genau was ich gesucht habe – Nein Noch viel Besser!!!