Party- und Kunstblog: Roadtrip zur Art Basel.
Tag 2: Hey, wir sind auf der Liste!

Anfang letzter Woche meldet sich meine gute Freundin Anja: Am Wochenende ist Art Basel, lass uns hinfahren. Hm, was steht sonst an? Umzug, Küche aufbauen, Wohnung streichen, OhHi-Blockparty, Flohmarkt im Transit… Ok, top, wir fahren hin.

Es ist ja jetzt nicht so, dass ich übermäßig kunstinteressiert wäre. Hat sich nur etwas gehäuft in letzter Zeit, Ende letzten Jahres in der Tate Modern in London, neulich in der Albertina in Wien und jetzt eben Art Basel. Ich bin ja offen, und was macht man nicht alles für seinen Ruf, sich für mehr als Fahrräder und Partys zu interessieren. Ein Roadtrip in drei Teilen.

Tag 2: Hey, wir sind auf der Liste!

Der eigentliche Plan war, nach dem Freitag auf der Art Basel samstags noch eine andere Kunstmesse in Basel zu besuchen, die Liste, nachmittags zurück und auf dem Heimweg im Vitra Designmuseum einkehren. Weil es uns aber bei Brigitte so gut gefallen hat, Basel so toll ist und das Wetter auch noch schön war, beschlossen wir unglaublich spontan, bis Sonntag zu bleiben. Brigitte hatte auch nix dagegen.

Also neuer Plan: Samstag Shopping und Liste, Sonntag zurück mit Vitra. So sind wir nach dem wie bereits erwähnt sehr leckeren Frühstück in Richtung Stadt gestiefelt, dort wo ich die Liste vermutete. Leider war dort das Touristeninformationszentrum, ups, auf der Website in der Adresse verrutscht.

Egal, in Basel kann man wie in Stuttgart eh überall hinlaufen. Also über den Rhein, zur richtigen Adresse, und dort fand sich dann das:

Ein nicht wenig beeindruckendes Fabrikgebäude, das schon von außen ziemlich cool aussah. Leider konnten wir nicht rein, weil erst um 13 Uhr geöffnet wurde. So den richtigen Run hatten wir an dem Tag nicht.

Aber wir ließen uns nicht entmutigen, ab in die Stadt. Musste noch ein T-Shirt kaufen, weil wenn ich verreise nehme ich für gewöhnlich genau so viele Klamotten mit wie ich für die geplante Reisezeit brauche. Da wir spontan verlängerten brauchte ich also Ersatz. Und kamen zu meiner großen Freude hier vorbei:

Ups, das meinte ich gar nicht, aber guter Name auf jeden Fall. Das hier:

Single Speed Bicycles, ein Laden, der unglaublich schöne Retro- und Singlespeed-Fahrräder sowie passende Vintage-Outifts verkauft, was in einer absoluten Fahrradstadt wie Basel absolut Sinn macht. Da hab ich mich doch gleich wohl gefühlt.

Nach einer verdienten Kaffeepause ging’s dann aber endlich auf die Liste. Das ist ebenfalls eine Kunstmesse, die parallel zur bzw. im Rahmen der Art Basel stattfindet, 10 Minuten von eben jener entfernt. Und hier sollten gerüchteweise eher junge Künstler am Start sein, wo bei der Art einfach auch mal ein (echter!) Monet, ein Picasso oder ein Miró an der Wand hängen, ohne dass sich groß jemand drum schert.

Und siehe da: Hier kam zur ebenfalls überaus künstlerischen Atmosphäre noch eine nicht unerhebliche Hipsterdichte dazu. Jeanshemden, hochgekrempelte Hosen und ironische Frisuren wohin man blickte. Ansonsten gleiches Konzept wie bei der Art Basel, nur dass die Galerien hier keine eigenen Tische und Stühle mitgebracht hatten, sondern alle auf den gleichen ollen Dingern saßen. Aber auch hier MacBooks ohne Netzteil an jeder Ecke, davor sitzend äußerst dünne und bleiche Mädchen mit komischen Blusen und abgeschlossenem Kunstgeschichtestudium.

Das Besondere an der Liste ist aber auf jeden Fall die Location: Das alte Industriegebäude machte auch von innen einiges her, alles sehr verwinkelt mit interessanten Details. Was die Kunstwerke angeht war das tatsächlich alles etwas, äh, jünger, moderner, ungewöhnlicher?

Hat mir persönlich schon gut gefallen – im Gegensatz zu Pulsmacher-Jens, der auf unsere Empfehlung hin nach der Art ebenfalls bei der Liste war: „Ich fand sie zu sophisticated und zu wenig Rock’n’Roll bzw. Pop bzw. HipHop“. Weiß jetzt nicht, ob er die Art oder die Liste oder beide meinte, aber er kennt sich zumindest besser mit Kunst aus als ich.

Auf jeden Fall haben wir uns von Stockwerk zu Stockwerk hochgearbeitet, und von denen gab es viele, bis der Weg irgendwann immer enger wurde und in einer Wendeltreppe mündete, die uns eher unerwartet auf die Spitze eines Turmes mit integrierter Bar führte – mit grandiosem Blick über die Stadt, den ich hier natürlich nicht vorenthalten möchte:

Insgesamt verbrachten wir auf der Liste sogar noch mehr Zeit als auf der Art, doch unser Kunsthunger war noch lange nicht gestillt – ha! Irgendwo hatte ich einen Flyer für die Design+Design mitgenommen, einem „Salon für Vintage-Möbel“. Ha! Da kann ich was mit anfangen, für Möbel hab ich was übrig, also mussten wir da hin, zumal in Fußweite.

Der vielleicht etwas zu großspurig angekündigte Salon stellte sich zwar als eine Art zu einer Schule gehörende Turnhalle mit entsprechend sehr übersichtlicher Ausstellungsfläche heraus, trotzdem hätte ich gern so gut wie alles, was da so rumstand, in einen LKW gepackt und mitgenommen. Leider hatte ich nicht wie ein gut situiert wirkendes junges Paar gleich den Meterstab dabei…

Und als Anja und ich dann so auf einem Designersofa saßen und die Choreographie für ihren Schwächeanfall besprachen, den sie möglichst auffällig vor Kassiererin und Security vorspielen sollte und wie viele Stühle ich bei dieser Gelegenheit unbemerkt raustragen könnte, baute sich eine komplette Familie vor uns auf, die wissen wollte, wie viel denn das Sofa kosten würde.

Bäm, Gelegenheiten muss man nutzen, wenn sie sich bieten, und so kauften wir für die 2000 Euro Erlös diese Stühle samt Tisch am Nachbarstand passend zu einem Spermüllfund von mir:

Der Rest des Tages bzw. Abends war eher unspektakulär, die Wetten des Tages endeten unentschieden (wie viele Leute ich, wie viele schwarze Bilder Anja), und wie wir die Möbel sonntags im französischen Hobel nach Hause transportiert haben erzähle ich in Teil 3.

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2 Comments

  1. says: martin

    Aber auch hier MacBooks ohne Netzteil an jeder Ecke, davor sitzend äußerst dünne und bleiche Mädchen mit komischen Blusen und abgeschlossenem Kunstgeschichtestudium.

    hahahaaha 🙂

    und ein typisches jens statement 🙂

  2. says: MCBuhl

    Ich hab da jetzt echt ne Weile drüber nachgedacht: was ist eine „ironische Frisur“? Google ist an der Stelle echt nicht mein Freund – Treffer Nr. 3 bei der Bildersuche ist Barbara Schöneberger vor einer Schimpansenplastik aus der RP-Online. Danke, das hat mir weiter geholfen. Das war jetzt übrigens Ironie. Aber was bitte schön kann an einer Frisur ironisch sein? „Sorry, nicht so gemeint“? „Eigentlich will ich mich nicht frisieren, aber stehe doch ne Stunde im Bad rum und bin dabei nur mit meinen Haaren beschäftigt“? Eine Frisur, die keine ist? Sind dann Nerd-Brillen „ironische Brillen“? Und „Nerd-Brillen“ mit Fensterglas wären dann sarkastisch?
    Mal im Ernst: uAwg!

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