52 Albums/52: Dream Warriors
„And Now The Legacy Begins“

Wer sich vielleicht in den letzten Wochen gewundert hat, warum jeden Tag ein Artikel bzw. ein Album online geht, bei dem die Kommentare fünf Jahre alt sind – der hat wahrscheinlich den Anfang verpasst, denn zum 5. Jubiläum unserer „52 Albums“-Serie haben wir sie noch mal im täglichen Rhythmus nach vorne gebracht.

Schöne Erinnerungen dabei und schön zu sehen, dass es auch heute noch teils große Zustimmung zur Auswahl gibt. Heute nun der letzte Teil des Revivals.

Puh, wow, es ist geschafft, die letzte Folge dieser Serie. Martin hat letzte Woche ja schon viel zu der Serie gesagt, und ich war direkt gerührt. Mir hat sie sehr viel Spaß gemacht, ich habe mich in diesem Rahmen oft mit Musik beschäftigt, die ich fast vergessen hatte, und in Erinnerungen gekramt, die ich gern wieder hervorgeholt habe.

So klar es für mich war, dass die Serie für mich mit „Blue Lines“ von Massive Attack starten musste, so schwerer habe ich mich mit dem Album für den Abschluss getan. Letztendlich habe ich mich für eins entschieden, das nicht unbedingt ein Meilenstein in der Musikgeschichte ist, mir persönlich aber viel bedeutet und in eine für mich wichtige Zeit fällt.

Dafür muss ich, und manche mag es vielleicht inzwischen langweilen, wieder auf meine Jugendzeit auf dem Dorf zurückkommen. Selbst dort gab es gegen Ende der 80er auf der Schule diverse Gruppierungen – ziemlich viele Heavy Metal-Freaks mit schwarzen Band-T-Shirts, den sensiblen Popper von der Schülerzeitung, den unvermeidlichen Neonazi, den alle ausgelacht haben, und mich und meine 2 Kumpels.

Wir haben Rap gehört, irgendwie… bei mir ging das von Vanilla Ice und MC Hammer über 2 Live Crew und NWA (entdeckt in einem Bravo-Artikel) hin zu Native Tongue wie De La Soul oder Dream Warriors.

Äußerlich war die Sache klar – wir drei Jungs waren die ersten an der Schule, die statt Puma oder adidas schon Nike, Reebok oder Converse getragen haben. Bei einer Schulfete haben wir uns auch mal getraut, ein schwarzes Kopftuch unter der Yankees-Basecap zu binden, und mein ganzer Stolz war ein großes Peace-Zeichen, das an einer langen Kette über einem überaus bunten Hemd um meinen Hals hing.

Ich hab damals sogar „Breaken“ geübt, aber nur zu Hause in meinem Kinderzimmer – draußen in der echten Welt hab ich mich das nicht getraut.

Die Musik wurde im Media Markt gekauft, und weil das Taschengeld natürlich auch nicht allzu weit reichte, war die CD-Sammlung übersichtlich und entsprechend oft und sorgfältig wurde jedes Album angehört.

Deshalb weiß ich nicht, wie oft ich „And Now The Legacy Begins“ von den Dream Warriors, das 1991 erschien, angehört habe – auf jeden Fall sehr oft, und das zerfledderte Booklet zeugt noch heute davon. Ich glaube damals konnte ich jeden zweiten Track komplett mitrappen.

Der Mega-Hit und Über-Track „My Definition of a Boombastic Jazz Style“ ist einer jener wenigen Tracks, die einen sofort beim ersten Hören zupacken und ein Leben lang nicht mehr loslassen. Hier stimmt einfach alles – Sample, Beat, Raps…

Der Rest des Albums kann da durchaus mithalten – gewissenhaft ausgewählte und gekonnt eingesetzte Soul- und Jazz-Samples, typisch für Native Tongue, treffen auf intelligente Raps und klassische Beats. Wenn ich heute noch mal in das Album reinhöre, erkenne ich viele Samples, die ich heute wie selbstverständlich zuordnen kann, die aber damals natürlich weit außerhalb meines 15-jährigen musikalischen Horizonts lagen.

„My Definition…“ war sicher auch mit der Grund dafür, dass ich zum Beat-Digger wurde; denn lange bevor man alles im Internet gefunden hat und runterladen konnte, war die Suche nach einem Sample-Original – hier bekanntlich „Soul Bossa Nova“ von Quiny Jones – eine wichtige und aufregende Sache. Verdammt war ich glücklich, als ich das Album (als Neupressung) endlich hatte.

Und so steht dieses Album auf jeden Fall für die Idee, die hinter dieser Serie steckt – nämlich zu zeigen bzw. zu erzählen, wie eng die eigene Geschichte und die eigene Entwicklung mit Musik zusammenhängen können.

Zum Abschluss möchte ich mich auch noch mal bei meinem Compagnon Martin für die Arbeitsteilung und bei allen Gastautoren für die Beiträge danken.

Hier noch mal alle 52 Alben chronologisch aufgelistet – nächste Woche beginnt übrigens eine neue „52“-Serie, so you better watch out!

52 Albums/1: Massive Attack “Blue Lines”
52 Albums/2: Marusha “Wir” by Jayvee
52 Albums/3: Gang Starr “Moment Of Truth”
52 Albums/04: V.A. – Mellow Mellow Pt. 1 by Mischa
52 Albums/5: D’Angelo “Voodoo”
52 Albums/06: Prince “Sign O´ The Times”
52 Albums/07: Bad Religion “Generator” by Svenja Eckert
52 Albums/08: The KLF “The White Room”
52 Albums/09: Jay-Z “Reasonable Doubt”
52 Albums/10: Coldplay “A Rush of Blood to the Head”
52 Albums/11: Air “Moon Safari”
52 Albums/12: Madonna “Like A Prayer”
52 Albums/13: Goldie “Timeless”
52 Albums/14: Franz Ferdinand “dto” by Nathalie
52 Albums/15: The Fugees “The Score”
52 Albums/16: A Tribe Called Quest “People’s Instinctive Travels and the Paths of Rhythm”
52 Albums/17: Robert Hood “Minimal Nation”
52 Albums/18: Nuyorican Soul “Nuyorican Soul”
52 Albums/19: Die Fantastischen Vier “Lauschgift” / “MTV Unplugged”
52 Albums/20: Public Enemy “Fear Of A Black Planet”
52 Albums/21: Queen Latifah “Black Reign” by Don Rossi
52 Albums/22: Stevie Wonder “Songs In The Key Of Life”
52 Albums/23: Massive Töne “Kopfnicker”
52 Albums/24: De La Soul “De La Soul Is Dead”
52 Albums/25: Beastie Boys “Ill Communication”
52 Albums/26: Freundeskreis Gesamtwerk
52 Albums/27: Massive Attack – Mezzanine
52 Albums/28: Mastercut Anthems “80’s Groove Anthems”
52 Albums/29: Mos Def & Talib Kweli are Black Star
52 Albums/30: Dr. Alban “Hello Afrika”
52 Albums/31: Trentemöller “The Last Resort”
52 Albums/32: Gorillaz “Demon Days” by D*Jan Neiro
52 Albums/33: Div. “Harthouse Compilation Chapter 2?
52 Albums/34: Roisin Murphy “Ruby Blue”
52 Albums/35: Dizzee Rascal „Boy in da Corner“
52 Albums/36: Deee-Lite “World Clique”
52 Albums/37: Beginner “Blast Action Heroes”
52 Albums/38: The White Stripes “Elephant”
52 Albums/39: Leela James “A Change Is Gonna Come”
52 Albums/40: Panasonic “Vakio”
52 Albums/41: The Chi-Lites “ChiLiteTime”
52 Albums/42: Matisyahu „Light“ by Tobitrash
52 Albums/43: The Chemical Brothers “Exit Planet Dust”
52 Albums/44: Blur “Parklife” by Anja Wasserbäch
52 Albums/45: Alec Empire “Low On Ice”
52 Albums/46: Jay-Jay Johanson “Whiskey”
52 Albums/47: Tricky “Maxinquaye”
52 Albums/48: Amy Winehouse “Back to Black”
52 Albums/49: Social Distortion “White Light, White Heat, White Trash” von Michael Setzer
52 Albums/50: Kraftwerk “Radio-Aktivität”
52 Albums/51: A Tribe Called Quest “Beats, Rhymes & Life”

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23 Comments

  1. says: martin

    yes, das hätte ich ja gerne gesehen:

    „Bei einer Schulfete haben wir uns auch mal getraut, ein schwarzes Kopftuch unter der Yankees-Basecap zu binden,“

    wir haben damals übrigens auch breaken versucht, aber alle moves, bei denen man das eigene körpergewicht stemmen musste, scheiterten aufgrund nicht vorhandener muskelmasse in den oberarmen.

    zu der platte selbst hab ich eigentlich nur eine erinnerung: die besagte single fanden so gar die guns´n´roses mädels damals total subbr

  2. says: cHiller

    ist auf der platte zufällig auch „it’s a project thing“ drauf?
    Das war mal auf irgendeinem Skatevideo und daher für eine ganze Zeit der einzige Rap-Track, den ich früher bei meinen Skaterfreunden anspielen konnte…

    (Hab aber nie dran gedacht mal das Album auszuchecken… -.-)

  3. says: franzi

    hihi jetzt wo du das grad erwähnst martin, fällts mir wieder ein: ich war ja auch mal so ein guns’n’roses mädchen! mit so ganz tollen rausgerissenenes-herz-mit-schwerten-und-kram-t-shirts! hach, das waren noch zeiten. aber mit rap konnte mich man damals echt jagen. und heute ist’s umgekehrt 😉

  4. says: JMO2

    Ihr könntet das ganze doch als CD-Kollektion veröffentlichen, ähnlich „SZ Diskothek“ und „Spiegel CD-Edition“. Vielleicht mit Time Life als starkem Partner im Hintergrund 😀

  5. says: franzi

    @die Adi: OMG jetzt wo du das sagst fällt mir das auch auf!!! na zum glück hab ich mich damals schon ausgetobt, so dass ich nicht mal mehr annähernd auf die idee gekommen bin mir so ein ed-hardy-ding zu kaufen!!! 😀

  6. says: JMO2

    @cHiller: Die erste fürn Zehner und der Rest für faire 18,99. Pro CD! Aber wenn Du jetzt anrufst und bestellst bekommst Du noch einen raren, unveröffentlichten Happy Weekend-Mix auf CD geschenkt

  7. says: tobitrash

    im schloßpark ist doch jedes jahr dieses fest von der caritas wo dann mittags auch so n mini flohmarkt veranstaltet wird da hab ich in ner kruschtelkiste die platte gefunden erstpressung top zustand….frage:was soll die kosten antwort: 50 cent 🙂 schnäpple würd ich sagen

  8. says: tobitrash

    …ja und jetzt wo die platte hier so vorgestellt wird,is se auch wieder interessant geworden..hab grad gesucht aber net gefunden…muß endlich mal inventur machen (die ich schon so lang vor mir herschieb)in meiner mitlerweile doch großen plattensammlung da taucht se dann bestimmt wieder auf…naja war auf jeden fall ne tolle serie die 52 album geschichte…gruß

  9. says: Chris Hoonoes

    Boah ey, so viele tolle Alben… Danke kessel.tv, Deutschlands bester Musikblog 😉
    Danke das ihr die Serie wieder rausgekramt habt, ich hab so viele Perlen gefunden, die mir aus dem Gedächtnis entwischt waren und durch eure Schreibe noch viele andere tolle Alben gefunden, die ich mir irgendwann anhören MUSS, in der Zeit die ich nich hab.

    Nochmal Probz, ihr macht das toll! 😀

    Beste Grüße

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