52 Albums/35:
Dizzee Rascal „Boy in da Corner“

Kürzlich hatte ich eine erschreckende Selbsterkenntnis: Irgendwie hatte ich den vergangenen Monaten den Bezug zur Musik ein wenig verloren. Früher habe ich mich ständig von Künstlern auf Alben-Länge verzaubern lassen, mein Zugang zu neuer Musik hat sich in der letzten Zeit aber auf den freitäglichen Weekend-Mix bei kessel.tv beschränkt.
Das liegt natürlich nicht daran, dass es keine gute, neue Musik mehr geben würde, sondern viel mehr daran, dass ich Musik immer als Begleiter in bestimmten Lebensphasen, als Kumpel diverser Stimmungen verstanden habe. Leider scheine ich in den letzten Monaten den Blick fürs Wesentliche verloren zu haben, zwischen Arbeiten („Schaffen ist ein Geschäft“), Ausruhen und Wegschießen kommt man aber auch zu gar nichts mehr.
Dass das so nicht weitergehen kann, versteht sich von selbst. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Musik und ich werden wieder Freunde, beginnen will ich mit der akribischen Vorbereitung auf mein Konzert der Woche: Max Herre. Ne, Spaß, mit dem aufgesetzten Gejammer kann man mich jagen, stattdessen zieht es mich in die Insider-Top-Heißer-Scheiß-Location Zapata zu Dizzee Rascal.
Was für den RAM Jay Z, sind für mich Roots Manuva und Dizzee Rascal. Als ich 2003 für ein halbes Jahr in London so getan habe, als würde ich studieren, hab ich mich irgendwie in beide Burschen verliebt. Dizzees Erstling „Boy in Da Corner“ hat mich seinerzeit aus den Schuhen geblasen. Heute kann ich mir das Album nicht mehr in voller Länge anhören, ein paar der Stücke gehören aber zu meinen absoluten All-Time-Favoriten.
Der Opener „Sittin’ here“ tropft beiläufig aus der Box und klingt wie eine extrem langsame Kamerafahrt durch Ost-London. An machen Stellen streut Dizzy eine tiefe Tonfolge ein, die sich anhört, als würde der coolste Fisch im Aquarium kurz auftauchen und seinen Senf zum Song blubbern.
Der Anfang von „Fix Up look Sharp“ ist so phänomenal, dass sich die Metal-Darsteller von den Eagles of Death Metal das Intro für ihren Auftritt in Stuttgart vor zwei Jahren ausgeliehen hatten, und mit dem scheppernden Bass die Bühne im LKA zu entern. Mann, hatte die Band da einen Spaß, fast hätte man sich einen Schnauzbart ins Gesicht freuen können.
Das absolute Vollbrett Marke Kurze-Kur in der Corso ist aber der Song „Jus a Rascal“. Hier rappt Dizzy so schnell auf einen ultra-agressiven Beat, dass sich Old Dirty Bastard vor Neid um die goldene Crack-Pfeife im Grab dreht. Das 3:39-Stück klingt wie ein außer Kontrolle geratenes Polizeiauto in den Straßen von Shoreditch – mit Captain Rascal am Steuer.
Die Nachfolge-Alben wie „Maths and English“ haben mich nicht mehr ganz so gekickt, mit „Tongue n’ Cheek“ kann ich mich aber durchaus anfreunden und Bonkers ist live einfach unglaublich, wie man hier bewundern kann. Ab 0:45 brennt der Club so Jugendschutz gefährdend, dass man laut „Rave, Alter“ brüllen mag.
Da ist er wieder, der Musik-Bezug. Bin ich froh, dass man so schnell, wie man raus ist, auch wieder drin sein kann. Trotz kaputtem Kreuz: Im Zapata bin ich heute Abend nicht der Boy in da Corner, sondern tappsiger Gummi-Ball zwischen Bar und richtig Mittendrin.

bubinderecke

Kürzlich hatte ich eine erschreckende Selbsterkenntnis: Irgendwie hatte ich den vergangenen Monaten den Bezug zur Musik ein wenig verloren. Früher habe ich mich ständig von Künstlern auf Alben-Länge verzaubern lassen, mein Zugang zu neuer Musik hat sich in der letzten Zeit aber auf den freitäglichen Weekend-Mix bei kessel.tv beschränkt.

Das liegt natürlich nicht daran, dass es keine gute, neue Musik mehr geben würde, sondern viel mehr daran, dass ich Musik immer als Begleiter in bestimmten Lebensphasen, als Kumpel diverser Stimmungen verstanden habe.

Leider scheine ich in den letzten Monaten den Blick fürs Wesentliche verloren zu haben, zwischen Arbeiten („Schaffen ist ein Geschäft“), Ausruhen und Wegschießen kommt man aber auch zu gar nichts mehr. Dass das so nicht weitergehen kann, versteht sich von selbst.

Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Musik und ich werden wieder Freunde, beginnen will ich mit der akribischen Vorbereitung auf mein Konzert der Woche: Max Herre. Ne, Spaß, mit dem aufgesetzten Gejammer kann man mich jagen, stattdessen zieht es mich am heutigen Donnerstag in die Insider-Top-Heißer-Scheiß-Location Zapata zu Dizzee Rascal.

Was für den RAM Jay Z, sind für mich Roots Manuva und Dizzee Rascal. Als ich 2003 für ein halbes Jahr in London so getan habe, als würde ich studieren, hab ich mich irgendwie in beide Burschen verliebt. Dizzees Erstling „Boy in Da Corner“ hat mich seinerzeit aus den Schuhen geblasen. Heute kann ich mir das Album nicht mehr in voller Länge anhören, ein paar der Stücke gehören aber zu meinen absoluten All-Time-Favoriten.

Der Opener „Sittin’ here“ tropft beiläufig aus der Box und klingt wie eine extrem langsame Kamerafahrt durch Ost-London. An machen Stellen streut Dizzy eine tiefe Tonfolge ein, die sich anhört, als würde der coolste Fisch im Aquarium kurz auftauchen und seinen Senf zum Song blubbern.

Der Anfang von „Fix Up look Sharp“ ist so phänomenal, dass sich die Metal-Darsteller von den Eagles of Death Metal das Intro für ihren Auftritt in Stuttgart vor zwei Jahren ausgeliehen hatten, und mit dem scheppernden Bass die Bühne im LKA zu entern. Mann, hatte die Band da einen Spaß, fast hätte man sich einen Schnauzbart ins Gesicht freuen können.

Das absolute Vollbrett Marke Kurze-Kur in der Corso ist aber der Song „Jus a Rascal“. Hier rappt Dizzy so schnell auf einen ultra-agressiven Beat, dass sich Old Dirty Bastard vor Neid um die goldene Crack-Pfeife im Grab dreht. Das 3:39-Stück klingt wie ein außer Kontrolle geratenes Polizeiauto in den Straßen von Shoreditch – mit Captain Rascal am Steuer.

Die Nachfolge-Alben wie „Maths and English“ haben mich nicht mehr ganz so gekickt, mit „Tongue n’ Cheek“ kann ich mich aber durchaus anfreunden und Bonkers ist live einfach unglaublich, wie man hier bewundern kann. Ab 0:45 brennt der Club so Jugendschutz gefährdend, dass man laut „Rave, Alter“ brüllen mag.

Da ist er wieder, der Musik-Bezug. Bin ich froh, dass man so schnell, wie man raus ist, auch wieder drin sein kann. Trotz kaputtem Kreuz: Im Zapata bin ich heute Abend nicht der Boy in da Corner, sondern tappsiger Gummi-Ball zwischen Bar und Mittendrin.

Dizzee Rascal live, Do 19.11, Zapata, 20:00 Uhr

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6 Comments

  1. says: martin

    ja gell! nachbericht morgen, aber dalli herr außenreporter! 😉

    die platte könnte ich auch mal wieder rausziehen. warum kannst du die nicht mehr durchhören, zu krass, zu nervig, zu abgefahren?

  2. says: Aussenreporter

    Liegt nicht am Album, liegt an mir, mir geht auf voller Länge oft die Puste aus, wenn ich ein paar von den Liedern zu oft gehört habe. Hatte aber mal vor Jahren für mein Rücken-Training bei Kieser eine Playlist Best of Dizzee und Roots Manuva, das hat geil gepasst: Bei Kieser liegt der Altersdurchschnitt bei 60 Jahren, war super geil, im Kontrast dazu fiesen UK HipHop zu hören…

  3. says: Ausschank Ost Malte

    Ich weiß noch, wie mir damals im Soundshop bei „I Luv U“ die Kinnlade runtergeklappt ist! „Boy In Da Corner“ ist ja ein waschechtes GRIME-Album – bis auf „Fix Up Look Sharp“ und „Jus A Rascal“, welches mir aber den Kaufbefehl erteilte.

    Grime, hektisch-aggro, fand ja im Gegensatz zum viel später aufkommenden entspannt-prolligen Trap nie wirklich viele Freunde auf dem Kontinent. Trotzdem wollte ich meine Grime-Sammlung schon länger mal in einem umfassenden Mix ordnen und nach dem Release von „German Whip“ mußte dann natürlich das Stuttgart-Intro rein 🙂 http://www.mixcloud.com/malte-reinisch/grime-force-one/

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