Auf vielfachen Wunsch unserer Leser – vor allem unseres kessel.tv plus Premium-Abonnenten “saarlaender” – beginnen wir auch diesen Beitrag mit einer Los Angeles Referenz. Im Januar diesen Jahres habe ich dort in einem kleinen sĂŒĂen Buchladen in Silverlake den Fotobildband “Every payphone on Sunset Strip” entdeckt. Ein Hammer-Projekt, fĂŒr das man schĂ€tzungsweise viel Zeit, MuĂe und ein Kunststipendium braucht.
Da ist jemand den ganzen Sunset Boulevard rauf und runter gefahren und hat jedes öffentliche Telefon am StraĂenrand fotografiert und dokumentiert. FunktionstĂŒchtig oder nicht, zerstörte, besprĂŒhte und rausgerissene.
Ich musste an dieses schöne Buch denken als ich durch Stuttgart-SĂŒd spaziert bin und mir ĂŒberlegt habe, wie lukrativ wohl das Projekt “Every bubblegum machine in Heslach” wĂ€re. WeiĂ aber gar nicht, wie ergiebig das ist, denn der Sunset Blvd. ist immerhin 35 km lang – und Heslach halt nicht.
GrundsĂ€tzlich beruhigen mich Kaugummiautomaten. Die Tatsache, dass es sie noch gibt und nicht jeder an der Tanke diese neuen Photonen High-Tech Kaugummis aus dem Wrigleys Cracklabor kauft, sondern sich offensichtlich immer noch paar Kids an den viel zu schnell den Geschmack verlierenden Kugeln die ZĂ€hne ausbeissen. Das hat sowas von frĂŒher war alles besser und heute ist alles gut.
Was kostet eigentlich Kaugummiautomat? Ich nehm an, 1 Euro. FrĂŒher 10 Pfennig. Damals jeden Morgen auf dem Schulweg ein Zehnerle eingeworfen, gedreht, bis zur Schule geknatscht, in der ersten Stunde Schimpfe gekriegt, in der Schule Kaugu verboten, unter’n Tisch geklebt, mit dem Wrangler-Jeansoberschenkel hĂ€ngengeblieben, Riesen-Sauerei.
Wir hatten ja frĂŒher nichts. Aber ĂŒberall Kaugummibatz, das hatten wir. An den Schuhen, auf dem Gehweg, unterm Stuhl. Irgendwann kamen die maulsperrigen Bazooka Joe mit Tattoos. Und die geschmacklich vollkommen ĂŒberbewerteten Hubba Bubba, mit denen man aber halt riesige rosa Blasen werfen konnte. Wenn Supermarkt-Kaugummi (Nanz, Tengelmann, A&O), dann der gelbe Wrigleys. Ich dachte immer, das soll Banane sein. Aber der Name Juicyfruit lĂ€sst auf Mulitvitaminkaugummi schlieĂen.
Den Kaugummiautomaten auf dem Schulweg haben wir irgendwann geknackt. NatĂŒrlich nicht auf dem Schulweg, sondern als es dunkel war. Also vermutlich im Winter um 16.30 Uhr, lĂ€nger durften ja viele gar nicht raus. Wir haben die Rohrzange aus dem Hobbykeller geholt und den Drehgriff mit Gewalt gegen den Uhrzeigersinn gedreht, bis innen in der Mechanik irgendeine Locken-Gelöt-Halterungs-Spangen-Feder “knack” gemacht hat.
Ab da konnte man wie man wollte ohne Groscheneinwurf am Rad drehen und man bekam Kaugummi satt. Leider aber auch Plastikschmuck satt. Das waren mehr Kaugummis als wir essen konnten und mehr Schmuck als wir tragen konnten. Echte Hehlerware.
Einige haben spÀter noch versucht, das Plastikfenster mit dem Feuerzeug zum Schmelzen zu bringen. Aber die sitzen heute mit verbrannten Griffeln in Stammheim.
Heslach rockz digga !
heslach ftw und kaugummi-automaten for the l.o.v.e. – was war das nicht immer fĂŒr ein highlight, wenn man sich was aus dem automaten gelassen hat? mal abgesehen davon, dass die kaugummis nach 30 sekunden scheiĂe geschmeckt haben? ganz groĂ sind natĂŒrlich die plastikkugeln mit den “suprises”
ja ja ja und frĂŒher konnte man nach nem italien- oder spanienurlaub das mĂŒnzgeld fĂŒr die surprisekugeln (ich glaub 1 mark hat der shit gekostet) verwenden und hat umgerechnet fĂŒr 5 oder 10 pfennig so ein ding bekommen đ
auch geil sind die greifautomaten, bei denen man schlechte stofftiere angeln kann. an der shelltankstelle (heslach) richtung waldfriedhof steht so ein ding und mich juckts jedesmal in den fingern đ
hahaha me too!
Is ja gut,ich werd nix mehr sagen :).
Und dass es Kaugummiautomaten immer noch gibt finde ich auch sehr verwunderlich. Mein Verdacht is ja, dass das Zeug da drin meistens schon 1 Jahrzehnt vor sich hin gammelt und sich einfach keiner dafĂŒr verantwortlich fĂŒhlt,wĂ€hrend es die Betreibergesellschaft schon lĂ€ngst nicht mehr gibt. Aber ganz klar super Jugenderinnerung , der erste selbststĂ€ndig abgeschlossene Kaufvorgang đ .