Filmtipp (4): Lars und die Frauen

Volker heute mit einem Film, den ich immer anschauen wollte, aber dann doch verpasst habe.

Nach dem Ausflug nach Österreich heute ein amerikanischer Film: „Lars und die Frauen“ von Craig Gillespie, wobei mir der englische Titel „Lars and the Real Girl“ viel besser gefällt.

Das ganze ist eine Coming-of-Age-Komödie der anderen Art: Neben dem männlichen Hauptdarsteller Ryan Gosling (Lars) spielt die weibliche Hauptrolle eine lebensechte Sexpuppe (Bianca). Da könnte man jetzt sagen: „Ok, alles klar. Sexpuppe, so ein Quatsch. Bloss nicht anschauen. Die Art von Humor hatten wir mit American Pie usw. ja wirklich genug.“

Aber weit gefehlt. Vielleicht kein krachendes Feuerwerk an Humor, aber dem Film gelingt es den platten Witzen auszuweichen und statt dessen aus einer ziemlich absurden Idee eine liebenswerte Geschichte zu entwickeln, die auch ein paar wirklich gute Lacher hat.

Lars Lindstrom lebt in der Garage des Hauses, das er und sein Bruder Gus von ihrem Vater geerbt haben. Alle (Verwandte, Nachbarn, Bekannte, Arbeitskollegen und Mitglieder seiner Kirchengemeinde) mögen Lars wirklich gerne. Er ist ein überaus liebenswerter und empathischer Zeitgenosse, aber fürchterlich schüchtern und zurückhaltend.

Seine Schwägerin Karin zum Beispiel muss sie ziemlich anstrengend um Lars zu einem gemeinsamen Essen bei Ihr und Gus im Haus zu bewegen. Und auch Lars Kollegin Margo, die eigentlich gerne mehr als eine Freundschaft hätte und auch immer wieder versucht Lars näher zu kommen, hat keine Chance.

Lars Verhalten liegt begründet im frühen Verlust seiner Mutter (sie starb bei Lars Geburt, wenn ich mich richtig erinnere) und der Reaktion des Vaters, der die Söhne darauf hin verläßt. Sein Verlustangst macht es ihm schwer mit anderen zu interagieren oder eine tiefere Beziehung auf zu bauen.

Die beginnende Schwangerschaft seiner Schwägerin Karin wirft Lars so aus der Bahn, dass er sich im Internet eine lebensechte Sexpuppe („the real girl“) bestellt. Aber Sex ist nicht das was Lars von der Puppe will, sondern eine tiefe, bedeutsame Beziehung. So wohnt Bianca zum Beispiel nicht mit Lars in der Garage, sondern erhält ein eigenes Zimmer im Haus von Gus und Karin.

Gus und Karin sind dementsprechend auch etwas überrascht, als sie entdecken, wer die dänisch-brasilianische Missonarin names Bianca wirklich ist, die Lars ihnen als seine neue Freundin vorstellt. Sie entscheiden sich aber trotzdem Lars‘  neue Freundin zu akzeptieren und Bianca wird als neues Mitglied der Familie aufgenommen.

Nicht nur die Integration in  die Familie gelingt, auch Lars Kollegen und Nachbarn akzeptieren Bianca und sie findet schnell eigene Freunde oder auch einen Job als Model im Einkaufszentrum. Dadurch hat auch Lars plötzlich viel mehr Kontakte zu den Menschen in seiner Umgebung.

Während Lars immer aufgeschlossener wird, verschlechtert sich sein Verhältnis zu Bianca zusehends, bis Lars Bianca eines morgens bewußtlos in ihrem Bett findet. Bianca wird ins Krankenhaus gebracht. Eine Genesung ist höchst unwahrscheinlich. Deshalb entscheidet Lars, das Bianca zu Hause gepflegt werden soll. Und auch an Biancas schwerer Krankheit nehmen alle Anteil unterstützen die beiden.

Am Ende stirbt Bianca und der ganze Ort nimmt an der Beerdigung teil. Nachdem die Trauergäste den Friedhof verlassen haben, sind nur noch Lars und Margo an Biancas Grab. Lars hat mit Biancas Tod die Ängste seiner Vergangenheit überwunden und er ist bereit sich auf Beziehungen zu echten Menschen einzulassen. Er fragt Margo, ob sie mit ihm spazieren gehen möchte, die sein Angbot mit Freude annimmt.

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7 Comments

  1. says: Elly

    ich LIEBE diesen film!
    zu der beschreibung oben sollte man aber vielleicht sagen, dass bianca von allen so toll aufgenommen wird, weil die psychologin sagt dass man lars seine fantasiebeziehung zu ihr lassen soll bis er von selber (später durch ihren „tod“) bereit ist sich auf beziehungen mit echten menschen einzulassen. weil alle ihn so mögen versuchen sie sich nix anmerken zu lassen…daraus entstehen oft die lustigsten szenen.
    ryan gosling ist eh ein super schauspieler…hier noch ein filmtipp mit ihm
    „Half Nelson“
    http://www.youtube.com/watch?v=BNdg2Ds3Fpw

  2. says: Ken

    ich finde diesen film gut aber auch schwer und unangenehm. ist sehr speziell und sicher nicht jedermanns sache… dennoch sehr empfehlenswert.

    btw: an die kessel redaktion: darf auch ein normal user des blogs einen film-tipp abgeben?

  3. says: Saarländer

    Finde die Filmtipps bis jetzt auch wirklich gut. Meiner Meinung nur ein wenig zu viel über den Film verraten. Ist leider häufig so bei Filmkritiken. Und umgekehrt kann man wohl auch sagen: Hättest es ja nicht (weiter)lesen müssen. 🙂

  4. says: Volker

    @Saarländer: Ich gebe Dir recht. Es ist immer eine Gradwanderung, wieviel man von der Geschichte erzählt. Der Bericht soll ja noch interessant sein bzw. Interesse weckt und auch die Haupthandlungsstränge erkennbar machen. Aber auf der anderen Seite nicht zu viel verraten, so dass es sich lohnt, den Film noch anzuschauen.

  5. says: klara

    mochte den film auch total gern, weil er so ungewöhnlich ist.
    wollt ihn am anfang gar nicht anschauen, klingt ja total verrückt die geschichte und … ist sie auch.
    trotzdem die charaktere sind alle echt und neben den ganzen tieferen, tragischen inhalten hat der film auch sehr lustige momente. dadurch geht einem die geschichte auch so nah, mir zumindest…
    und dass ryan gosling nicht nur schön anzuschauen sondern auch super schauspielen kann wusste ich so vorher auch noch nicht 😉

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